„Nun müssen wir uns von ihm verabschieden. Das tut weh.“ So verlief der bewegende Abschied für den tödlich verunglückten Polizisten und Feuerwehrmann
Gut zwei Wochen nach seinem tödlichen Unfall im Dienst ist ein Polizist und Feuerwehrmann aus Halle auf dem Südfriedhof beigesetzt worden.
Halle (Saale)/MZ - Mit nur 33 Jahren war sein Leben zu Ende. Tödlich verunglückt ist der Polizist Martin J. im Dienst, bei einer Motorrad-Verfolgungsfahrt Mitte Juni. Am Dienstag haben sich mehrere Hundert Menschen auf dem Südfriedhof von ihm verabschiedet. Familie, Freunde, Polizisten-Kollegen, Feuerwehrkameraden und weitere Weggefährten erwiesen dem Hallenser am Vormittag die letzte Ehre.
Um die 30 Trauergäste fuhren mit Motorrädern vor - Kollegen aus der bei der Freiwilligen Feuerwehr Büschdorf angesiedelten Motorradstaffel und Motorradfahrer, die in der bundesweit vertretenen Gruppe „Knieschleifer“ mitmachen. Was sie verbindet, ist die Leidenschaft fürs Motorradfahren, eine Leidenschaft, der sich Martin J. im Beruf und auch in seiner Freizeit widmete. Dabei sei er ein so besonnener wie sicherer Motorradfahrer gewesen, bescheinigte Hendrik Sickert, Chef der Motorradstaffel, dem Verstorbenen. An seiner Beisetzung teilzunehmen, sei für ihn wie viele Kameraden ein Bedürfnis gewesen. „Das ist die einzige Pflicht, die wir jetzt für ihn noch erfüllen können.“
Umsichtig und aufmerksam
Er habe Martin J. vor vier Jahren bei einem Einsatz auf der Autobahn kennengelernt, erzählte Sickert und beschrieb den 33-Jährigen, der Frau und Kind hinterlässt, als engagierten Polizisten, als einen, der umsichtig und aufmerksam war und jemanden, der bei einer Verfehlung nicht gleich den Quittungsblock zückte, sondern an Einsicht appellierte. Hendrik Sickert erinnert sich an einen Einsatz, bei dem Martin J. auf dem Beifahrerplatz eines Autos ein Kind ohne Kindersitz entdeckte. Er habe den Fahrer belehrt und aufgefordert, nicht weiterzufahren, bevor er den nötigen Sitz beschafft hatte.
Nachdem er von deren Existenz erfahren habe, sei der Polizist bald im Ehrenamt der Büschdorfer Motorradstaffel beigetreten und habe dort beispielhaft gewirkt - etwa mit Tipps zum Fahrstil, die er aus seiner Eskorten-Ausbildung bei der Polizei kannte. Gerade erst hatte er ein neues Motorrad der Staffel eingefahren, wie Sickert berichtete. Eine Einsatzfahrt habe er damit nicht mehr absolvieren können. Die Kameraden der Staffel haben beschlossen, dem Motorrad den Namen des Verstorbenen zu geben. Er steht jetzt an dessen Kanzel.
„Nun müssen wir uns von ihm verabschieden. Das tut weh“
„Nun müssen wir uns von ihm verabschieden. Das tut weh“, sagte Landespolizeipfarrerin Thea Ilse in ihrer Trauerrede. Martin J. sei mit Leib und Seele Polizist gewesen, zitierte sie seine Kollegin, ein herzlicher Mann, der immer ein Lächeln im Gesicht gehabt habe. Nun lebe er in der Erinnerung weiter, und sein Tod mache eines bewusst: „Wir sind uns miteinander nur auf Zeit geschenkt.“
Sie sprach von Motorrad-Ausfahrten in den Harz, die Martin J. so liebte. Unternommen hat er sie auch mit Gleichgesinnten in der Gruppe Halle-Saale-Region der „Knieschleifer“, der sich der Polizist vor zwei Jahren angeschlossen hatte. Sein Tod habe bei den Bikern große Betroffenheit ausgelöst, sagte Regio-Gruppenchef Alexander Gnaß nach der Trauerfeier. „Wir sind alle sehr berührt.“ Deshalb seien auch Biker zur Beisetzung gekommen, die ihn nicht persönlich gekannt haben - aus Leipzig etwa, aus Wernigerode, aus dem Burgenlandkreis oder aus Nordsachsen. Noch von weiter her gingen Spenden für die Familie des Verstorbenen ein. Insgesamt 725 Euro seien zusammengekommen, berichtete Alexander Gnaß, aus dem gesamten Bundesgebiet. Motorradfahren verbinde einfach - auch über den Tod hinaus. Martin J. soll ehrenhalber Mitglied der „Knieschleifer“ bleiben.