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So ticken die Einbrecher So ticken die Einbrecher: Warum Alarmanlage und Hund keine Allheilmittel sind

Von Dirk Skrzypczak 20.12.2017, 10:30
Ein Mann versucht ein Fenster aufzuhebeln.
Ein Mann versucht ein Fenster aufzuhebeln. dpa

Halle (Saale) - Die Einbrecher hatten sich im Heideweg in Dölau offenbar auf die Lauer gelegt. Und als Frank Wernicke sein Haus verließ, um auf den Weihnachtsmarkt nach Halle zu fahren, schlugen die Täter zu. Mit Wernickes Spitzhacke zertrümmerten sie ein Fenster. „Immerhin haben sie nicht randaliert“, meint der betroffene Hausbesitzer. Mit Schmuck und Bargeld machten sich die Kriminellen wieder aus dem Staub.

Wernicke ist am Montagabend zu einer Bürgerversammlung der Polizei gekommen, die sich vor allem an Einwohner in Heide-Süd richtet. Dort haben sich die Einbrüche in diesem Jahr im Vergleich zu 2016 verdreifacht. Die Täter haben es vor allem auf Fahrräder abgesehen und knacken Garagen und Gartenhütten auf - allerdings auch Wohnhäuser. „Die Täter kommen nicht unbedingt in einer Nacht- und Nebelaktion. Sie schlagen auch tagsüber zu, wenn die Hausbewohner und Nachbarn arbeiten sind“, sagt Denis Hiller, Leiter für Zentrale Aufgaben in der Polizeidirektion Halle.

Zwischen 10 und 20 Uhr sind Einbrecher vorzugsweise auf Beutezug

Zwischen 10 und 20 Uhr sind die Gauner demnach vorzugsweise auf Beutezug - oder nachts zwischen 0 und 3 Uhr, wenn die meisten Menschen im Tiefschlaf sind. Die Einbruchshitliste führen aufgebrochene Terrassentüren an (47 Prozent), Mit 30 Prozent folgen die Fenster im Erdgeschoss. Zahlreiche Bewohner von Heide-Süd haben auf die Einbruchserie reagiert und sich Alarmanlagen angeschafft. Die Polizei rät zu mechanischen Eingriffen wie Pilzkopfverriegelungen an Fenstern und Türen sowie zu abschließbaren Fenstergriffen oder Glas mit einer bruchsicheren Folie zwischen den Scheiben.

„Eine gute Mechanik kann Einbrüche verhindern, eine Alarmanlage schreckt nur ab, wenn sie es denn macht“, erklärt Alexander Junghans, Spezialist für Präventionsfragen in der PD. Schließlich schaffe es ein geübter Einbrecher in nur wenigen Sekunden, mit einem normalen Schraubenzieher ein Fenster zu knacken. „Das Ziel der Täter ist es, mit einem minimalen Aufwand möglichst leise und so schnell wie möglich in ein Haus zu gelangen. Klappt das nicht, weil wirksame Sperren verbaut sind, dann ziehen die Einbrecher weiter“, weiß Hiller.

Darf man Gewalt anwenden, um einen Einbrecher zu überwältigen?

Bleibt noch eine wichtige Frage zu klären, die immer wieder zu Irritationen führt: Darf man Gewalt anwenden, um einen Einbrecher zu überwältigen und festzuhalten, bis die Polizei eintrifft? „Ja, das ist in der Strafprozessordnung geregelt. Allerdings muss die Gewalt verhältnismäßig sein“, sagt Junghans. Natürlich sei es möglich, dass der Einbrecher sein Opfer auch anzeigen kann - wegen Körperverletzung oder Freiheitsberaubung. „Dann entscheidet der Staatsanwalt. In der Regel werden derartige Anzeigen aber nicht verfolgt.“

Ansonsten sind es einfache Ratschläge der Polizei, die eine große Wirkung erzielen können. Fenster und Türen sollten verschlossen sein. Auch dann, wenn man beim Nachbarn nur für einen Plausch vorbeischaut. Auf einen Hund als Wache sollte man sich hingegen nicht blind verlassen. Auch der könne im Ernstfall Angst entwickeln und nicht bellen oder beißen, so die Beamten. (mz)

Frank Wernicke (Zweiter von rechts) ist Opfer von Einbrechern geworden. Hier lässt er sich von Lisa Wirth, Steffi Kapinski und André Pfütsch (von links) beraten, wie er sein Eigentum gegen ungebetene Gäste schützen kann. Zu der Bürgerversammlung im TGZ kamen 40 Personen.
Frank Wernicke (Zweiter von rechts) ist Opfer von Einbrechern geworden. Hier lässt er sich von Lisa Wirth, Steffi Kapinski und André Pfütsch (von links) beraten, wie er sein Eigentum gegen ungebetene Gäste schützen kann. Zu der Bürgerversammlung im TGZ kamen 40 Personen.
Dirk Skrzypczak