Nachholbedarf beim Schwimmenlernen So läuft die Ausbildung der Seepferdchen im Nordbad in Halle
Aufgrund der Pandemie haben Tausende Grundschüler Nachholbedarf beim Schwimmenlernen. Die DLRG und andere Vereine helfen kurzfristig - mit Erfolg.
Halle (Saale)/MZ - Über viele Monate hinweg geschlossene Schwimmhallen und Sportvereine, Homeschooling und Wechselunterricht vor allem für die Grundschulstufe - fast zwei Schuljahrgängen fehlt wegen der Pandemie nicht nur jede Menge Unterrichtsstoff, sondern auch die Möglichkeit, das lebenswichtige Schwimmen zu erlernen. Um möglichst vielen Kindern die ersten Schwimmzüge und das richtige Verhalten am und vor allem im Wasser beibringen zu können, haben jetzt Vereine wie die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), der SV Halle und auch der USV unkonventionelle Wege beschritten und ergänzen damit den inzwischen wieder regulär angelaufenen Schwimmunterricht an Halles Schulen.
Seit mehr als einer Woche tummeln sich täglich Hunderte Schüler im Nordbad, um dort den ausgefallenen Unterricht im kühlen Nass nachzuholen. Ermöglicht wurde das aufgrund der guten Zusammenarbeit von Stadt, Bäder GmbH und halleschen Schulen - und natürlich der jeweiligen Vereine wie der DLRG, die kurzfristig Übungsleiter und Rettungsschwimmer für den Unterricht am und im Schwimmbecken mobilisiert hat. Vor allem, so Halles DLRG-Chef Holger Friedrich, wolle man sich aber auch bei den vielen Badegästen bedanken, die Verständnis für die Unruhe und den nicht ganz unerheblichen Lärmpegel, den Hunderte Kinder im Freibad naturgemäß verursachten, aufbrächten. „Manche, vor allem ältere Badbesucher, wollen ja eigentlich in Ruhe ihre Runden drehen“, weiß Friedrich, der sich freut, dass das Vorhaben bisher dank gegenseitiger Rücksichtnahme erfolgreich verläuft.
„Das ist an heißen Tagen natürlich einfacher als bei kühlem Wetter“
Noch bis zum 16. Juli sind die kleinen Wasserratten täglich von 8 bis etwa 11.30 Uhr abwechselnd für jeweils rund 45 Minuten im Wasser und lernen die richtigen Schwimmbewegungen. „Das ist an heißen Tagen natürlich einfacher als bei kühlem Wetter“, so Friedrich, und so werde die Übungszeit im Wasser an Luft- und Wassertemperaturen angepasst.
„Am Mittwoch hatten wir acht Schulen mit insgesamt 450 Schüler der dritten bis fünften Klassen hier im Nordbad“, sagt Friedrich. Alle fünf Tage würden die Schulen, die sich beteiligen, wechseln. Am Ende hätten die Kinder jeweils insgesamt zehn Schwimmstunden absolviert. „Das ist zwar nicht so viel wie sonst im regulären Schwimmunterricht, doch es ist allemal besser als gar nichts“, so Friedrich. Gerade vor den Sommerferien, so das Ziel, sollten noch so viele Kinder wie möglich zumindest die Grundfertigkeiten im Wasser erwerben - auch vor dem Hintergrund von jährlich etwa 15 bis 20 Badeunfalltoten in Sachsen-Anhalt.
Die Kinder im Nordbad indes sind mit großem Eifer bei der Sache. Und selbst neulich an einem heftigen Regentag, der für alle eine große Herausforderung darstellte, hätten alle begeistert mitgemacht. So viel Einsatz lohnt ganz offensichtlich: Fast alle Schwimmschüler, sagt Friedrich, hätten am Ende das ersehnte „Seepferdchen“ bekommen, viele sogar das Schwimmabzeichen in Bronze. Dennoch sei wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern weiter üben - die Sommerferien und weitere, allerdings schon ausgebuchte Ferienschwimmkurse durch USV und SV Halle böten dafür gute Gelegenheit.