Schlichter, Detektiv, Hausmeister So kümmert sich Hallenser um sein Quartier in der Südstadt
Enrico Scholze ist in Halles Südstadt als Hausmeister für fast 600 Wohnungen zuständig. Warum sein Tagesplan immer durcheinander kommt und er die Arbeit mit den Mietern liebt.

Halle (Saale) - Der Hausmeister-Tag beginnt um sieben Uhr morgens. Enrico Scholze kommt in sein Büro an der Ecke Veszpremer Straße und Grenobler Straße. Durch das Fenster blickt er auf ein typisches Südstadt-Panorama mit viel sozialistischer Architektur. Scholze ist einer von etwa 30 Hausmeistern der „Halleschen Wohnungsgesellschaft“ (HWG) und in seinem Quartier in der Südstadt seit dreieinhalb Jahren für knapp 600 Wohnungen zuständig. „Es macht Super-Spaß“, sagt er mit einem schelmischen Grinsen. Der gelernte Holzmechaniker liebt die Abwechslung des Jobs.
Schlichter, Detektiv und Hausmeister: Hallenser kümmert sich um Belange im Wohnquartier der HWG
Maximal eine halbe Stunde verbringt er morgens am PC, um zu prüfen, ob über Nacht dringende Störmeldungen oder Verwaltungsanfragen gekommen sind. Danach geht es auf ins Quartier. Er teilt sich die vielen Häuser in seinem Zuständigkeitsbereich in einen Wochenplan ein. So ist eigentlich jeden Tag geregelt, welche Brandschutzanlagen, Grünflächen und Fernwärmeversorgungen er wann kontrolliert. Eigentlich. „Wenn ich um sieben anfange, ist spätestens um neun alles anders“, lacht Scholze.
Er ist jederzeit per Handy erreichbar oder die Leute im Quartier sprechen ihn bei Problemen direkt an. Und jeden Tag kommt so etwas Dringendes dazwischen: „Oft rufen die Leute mich an, wenn sie etwas mit den Nachbarn klären wollen. Es ist nicht mehr so, dass jeder jeden im Haus kennt.“ In solchen Fällen ist Scholze dann Schlichter. Manchmal ist er auch Detektiv, zum Beispiel wenn er den Besitzer einer einfach in den Flur gestellten, kaputten Waschmaschine ermittelt. Und manchmal ist er auch ratlos: „Einmal wurde ich gerufen, da war ein großes Loch in der Fassade - niemand weiß, woher“, erzählt er.
Hallenser kennt sein Revier: „Ich kenne meine Pappenheimer!“
Wenn er in handwerklichen Dingen - wie bei einem mysteriösen Fassadenschaden - alleine nicht weiterkommt, stehen ihm die betriebseigenen Gewerke der HWG zur Seite. Wo viele andere Immobiliengesellschaften warten müssen, bis eine Handwerksfirma Platz in ihrem Kalender findet, genügt bei der HWG meist ein Anruf. Scholzes Dachdecker-Kollegen prüften noch am selben Tag, ob in der löchrigen Fassade Vögel brüteten und behoben den Schaden, als sie keine Eier fanden. Scholzes Quartier ist von Dreiraumwohnungen geprägt, in der Regel in einer Größe um die 60 Quadratmeter. Scholze strahlt etwas von einem verschmitzten Jugendgruppenleiter aus, wenn er über die Mieterinnen und Mieter darin spricht: „Ich kenne meine Pappenheimer!“
Er weiß, welche Bewohnerinnen und Bewohner vor allem zum Reden anrufen, wer immer wieder die Müllsäcke über den Zaun wirft, wer aus Altersgründen mehr Unterstützung braucht: „Den älteren Herren und Damen wechsle ich die Glühbirne natürlich schnell aus - den jungen Leuten sage ich: Machts selbst!“Ob Corona seine Arbeit erschwere? „Die Leute sind insgesamt leider etwas schneller auf die Palme zu bringen.“ Aber bisher habe er mit seiner offenen Art noch alle Probleme lösen können. (mz)