Ein historisches Ereignis So beeindruckend verlief die Amtseinführung des neuen Fähnrichs der Halloren in Halle
Die Halloren der Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle haben in einer beeindruckenden Zeremonie in der Moritzkirche ihren neuen Fähnrich ins Amt gesetzt.
Halle (Saale)/MZ - Aus der Ferne sind Trommelschläge zu hören. „Da kommen sie!“, ruft es aus der wartenden Menschenmenge, die sich auf dem Vorplatz der Moritzkirche versammelt hat: Es gibt ein historisches Ereignis zu feiern, und viele Hallenser wollen es sich an diesem ausnahmsweise sonnigen Samstag nicht nehmen lassen, der seltenen Zeremonie der Investitur eines neuen Fähnrichs der Halloren beizuwohnen.
„Das Amt des Fähnrichs gilt auf Lebenszeit“, erklärt Tobias Heinicke, Erster und Regierender Vorsteher der Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle. Nach dem Tode des langjährigen Fähnrichs Hans-Ulrich Frosch, der im Januar nach schwerer Krankheit verstorben war und eine große Lücke in der Brüderschaft hinterlassen hatte, ist nun dessen Sohn Johann-Christian im Juli in geheimer Wahl von den Halloren aus drei Kandidaten als neuer Fähnrich bestimmt worden. Eine der Voraussetzungen: mindestens 15 Jahre Mitgliedschaft in der Brüderschaft - der 43-Jährige erfüllt nicht nur diese. Wie sein Vater entstammt Christian Frosch einer traditionsreichen Salzwirkerfamilie: Vater, Großvater, Ur- und auch Ururgroßvater - alles Halloren. Seit 1534 waren die Froschs Salzsieder; der neue Fähnrich, diplomierter Medienwissenschaftler, arbeitet als Online-Redakteur in einer GmbH.
Mit Trommeln, Fahnen und in voller Tracht
Nicht mit Pauken und Trompeten, sondern mit Trommeln, Fahnen und in voller Tracht erreicht der Zug der Halloren die Moritzkirche - Stammkirche der Brüderschaft seit Jahrhunderten. Die Halloren betreten die Kirche durch ihren eigenen Eingang auf der Nordseite des Gebäudes. Drinnen sind auf vier Podesten die Insignien des Amtes platziert: Schuhe, Dreispitz, Degen, Feldbinde und Schärpe, die ihm in einer bewegenden Zeremonie angelegt werden. Zum Schluss erhält Frosch die aktuelle, kunstvolle Brüderschaftsfahne, die den Halloren 2006 zur 1.200-Jahr-Feier Halles überreicht worden war. Ein Gebet, die Segnung des neuen Fähnrichs durch Hallorenpfarrer Klaus Gaden sowie das Gedenken an die Verstorbenen gehören ebenfalls zur feierlichen Investitur, von der Hallore Andreas Kullik meint, er sei seit über 30 Jahren Hallore, „aber solch eine Zeremonie habe ich noch nie er-lebt“.
Vor der Moritzkirche muss indes Fähnrich Frosch jun. sein erstes Ritual zelebrieren: das Fahnenschwingen. Dabei wird die schwere Fahne mit mehreren Schwüngen kunstvoll ein- und wieder entrollt. „Er hat seine Feuerprobe mit Bravour bestanden“, lobt Heinicke, bevor Fähnrich Frosch mit einem eigens für ihn hergestellten Hallorenglas gemeinsam mit den Hallorenbrüdern und Bürgermeister Egbert Geier auf sein neues Amt anstößt.