Skispringen Skispringen: Andreas Wank will wieder mitmischen
Halle (Saale)/Klingenthal - Das Wichtigste für Andreas Wank ist: Er hat eine neue Chance. Wenn am Wochenende die Skispringer in Klingenthal in die Weltcup-Saison starten, gehört er zum deutschen Team. Den Platz im Sextett hat er sich mit einem dritten Rang bei den deutschen Meisterschaften Ende Oktober verdient. Doch Wank weiß: „Ich muss gute Resultate liefern.“ Nichts anderes steht zur Debatte. Denn erfüllt er die Bringepflicht nicht, verschwindet er ganz schnell wieder aus dem Kreis der Elite. Diese bittere Erfahrung kennt er - aus dem Vorjahr.
Im knallharten Profi-Geschäft der Schanzenflieger kann Bundestrainer Werner Schuster keine Rücksicht auf einstige Meriten nehmen. Dass Wank 2014 zum Olympiasieger-Team von Sotschi gehörte, davor 2010 in Vancouver mit der Mannschaft Silber eroberte, das zählt längst nicht mehr. Spätestens seit der Mann, der aus dem Saalekreis-Dorf Domnitz stammt, den letzten Winter so gründlich verpatzt hatte. Zur Hälfte der Vierschanzen-Tournee reichte es Schuster damals. Der Trainer sortierte Wank wegen Formschwäche aus. Auch dessen kurzes Weltcup-Comeback im März misslang. Und nach Saisonende gab es keine Gnade. Wank wurde in den B-Kader herabgestuft, und gehört inzwischen zur Leistungsgruppe 1B - wie die beiden Nachwuchsspringer aus Sachsen-Anhalt, Paul Winter aus Riestedt und der Magdeburger Sebastian Bradatsch.
Mit Frust-Essen im Teufelskreis
Natürlich ging der Degradierung eine knallharte Saison-Auswertung durch Schuster voran. „Mir wurde gesagt, dass meine Kraftwerte zwar ziemlich gut seien, doch ich habe weder mein Material noch mein Gewicht in den Griff bekommen“, berichtet Wank.
Und freimütig erzählt der 27-Jährige wie er vor Jahresfrist nach nur wenigen Wochen Saison in die Talsohle gerutscht war. „Ich habe einiges am Material versucht, nie hat es gepasst. Meine Leistungen waren im Keller - und dann auch die Motivation.“ Die gravierendste Folge: „Ich habe dann auch nicht mehr auf mein Gewicht geachtet. Ich wurde einfach zu schwer für weite Flüge.“
Wank futterte sich aus Frust - bei Springern sind schon drei Kilo zu viel kritisch - in einen Teufelskreis. „Mit meiner Körpergröße von 1,90 Metern ist es eh schon schwierig, da habe ich sowieso schon mehr Masse als alle anderen - und jedes Kilo fällt besonders ins Gewicht“, sagt Andreas Wank. Zeigt die Waage 72 Kilogramm an „ist das für mich optimal“. Er lag in der Vorsaison oft darüber, um wie viel lässt er offen. Wank sagt nur: „Ganz verständlich, dass ich aus dem Team genommen wurde.“
Diesmal fehlte eine Woche vor Klingenthal noch ein Kilogramm zur Idealfigur. „Das muss noch runter“, meint Andreas Wank und betont zugleich, dass er deshalb „nicht Hunger leiden“ werde. „Ich esse nicht nur eine Möhre am Tag“, meint er lachend. „Morgens gibt es Müsli mit Früchten und Vollkorn-Brot, abends Gemüse und Salat. Man muss weitgehend auf Kohlenhydrate verzichten - auch mittags“, berichtet er von seiner alltäglichen Diät. „Ab und zu ist auch einmal ein Stück Schokolade drin.“
Doch meistens wird eben verzichtet - wegen der unguten Erfahrungen. Denn für Andreas Wank geht es um die Karriere. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr hatte er noch vor dem Start in Klingenthal hohe Ziele formuliert. Im Weltcup unter die besten 15 der Gesamtwertung und zu zwei WM-Medaillen zu fliegen, das traute er sich seinerzeit zu.
Noch zweimal Olympia
Jetzt klingt Wank, der sich in Titisee im Schwarzwald ein Haus gebaut hat, wo er mit seiner neuen Freundin Daniela lebt, demütig: „Es wäre schön, zunächst Resultate um Platz 20 zu erreichen und sich im Team festzubeißen.“ Helfen soll dabei mittlerweile auch wieder sein Material aus der Olympiasaison. Und prima trainiert fühlt er sich auch. „Als Bundeswehr-Angehöriger hatte ich das Glück, dass ich immer noch mit den A-Kadern zu Lehrgängen fahren durfte. Der einzige Unterschied in der Vorbereitung war, dass ich zur Team-Einkleidung ein paar Sachen weniger bekam.“ Was ihn nun wirklich nicht störte.
Eigentlich hatte sich Andreas Wank zum Ziel gesetzt, noch zwei Olympische Spiele zu erleben. „2022 bin ich doch erst 34, das sollte von daher kein Problem sein. Auch der Spaß und die Leidenschaft für meinen Sport ist unvermindert da“, sagt er. Andererseits ist er auch nachdenklich. Denn falls der Sprung aus dem Tal nicht gelingt, was dann? „Ich bin mittlerweile in einem Alter, wo man abwägt und von Jahr zu Jahr denkt. Wenn es wieder nicht läuft, muss ich sehen, was ich mache“, sagt er.
Ziele für die Zukunft
Ins ideenlose Nichts würde Wank dann keineswegs fallen. „Läuft es ideal, schließe ich 2016 mein Sport-Management-Studium ab. Und gleichzeitig habe ich noch einen Online-Studiengang Design begonnen.“ Ein Marketing-Job, etwa bei einem Sportartikel-Hersteller, würde ihn reizen.
Doch bestimmt nicht so bald. Denn so weit mag Andreas Wank eigentlich jetzt gar nicht voraus schauen. Was aktuell zählt, sind weite Flüge in Klingenthal. „Ich bin im Angriffsmodus.“ (mz)