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Sinnenfreude und Genuss

Von KORNELIA PRIVENAU 25.11.2008, 17:03

KLOSCHWITZ/MZ. - Was bringt eine Ingenieurin für Chemie und Gartenbau dazu, Keramik und Porzellan zu sammeln? "Ein ganz kleines bisschen die Chemiker-Neugier auf Material und Farben. Am meisten aber die Freude an der Historie, die mit jedem Stück verbunden ist", sagt Heidi Hauschild. Und so nutzt sie jede freie Minute, um Kataloge zu wälzen, in Fachbüchern zu lesen, Märkte und Haushaltsauflösungen zu besuchen, Historiker und Künstler zu kontaktieren, um fündig zu werden.

Daheim, im Antikhof Trebitz (Gemeinde Kloschwitz), den sie gemeinsam mit ihrer Tochter seit Jahren betreibt, konzipiert Hauschild dann ihre regelmäßigen Ausstellungen - Veranstaltungen, die längst als Geheimtipp gelten und die im Laufe der Zeit schon viele Liebhaber gefunden haben.

Jedes Mal widmet sich die Sammlerin einem anderen Thema. Diesmal geht es um "Keramiken, Porzellan und Steingut der 20er und 30er Jahre". Lernt der Betrachter auch ganz unterschiedliche Künstler-Handschriften kennen, vieles haben die Protagonisten der beiden Jahrzehnte gemeinsam: die Hinwendung zur Üppigkeit, zu schwelgerischen Formen und Farben; sowohl bei Porzellan als auch Keramik. "Man spürt förmlich ihre Sehnsucht nach Sinnenfreude und Genuss, aber auch den Willen, neue Traditionen zu schaffen. Es ist eine bewegte Zeit nach einem Krieg und vor einem Krieg", sagt die Sammlerin. Schrille, starke Farben, wenig Zartheit und Noblesse, aber Stile von Bauhaus über Burg Giebichenstein bis Artdeco (dekorative Kunst) sprechen an, machen neugierig.

Zu den schönsten Stücken gehören wohl zweifelsfrei die Keramiken von Jan Bontjes van Beek und Walter Gebauer sowie das Porzellan von Hermann Gretsch und Arthur Hennig. Auch Arbeiten von Otto Lindig, Richard Mutz, Paul Dresler und Ursula Fesca hat die Hobby-Historikerin zusammengetragen. Hinzu kommen Stücke von Manufakturen wie Karlsruher Majolika, Elsterwerda und Wächtersbach.

Ob mit Signatur-Marke oder ohne, die Sammlerin hat längst gelernt, dass dies kein Maßstab ist. Und manches Mal sei sie auch ganz überraschend auf den Ursprung eines Kunstwerkes gestoßen - im Internet, alten Büchern oder im Gespräch mit anderen Sammlern. Unschwer, sich das vorzustellen. Manchmal ist eben der Weg das Ziel.

Heidi Hauschild zeigt zahlreiche kunstvolle Vasen, die wohl kein Eigentümer je genutzt hat aus Angst, sie zu zerbrechen. Sie stellt aber auch das Service in Schwarz-Weiß vor, das förmlich auf seine Benutzung zu pochen scheint. Man muss beim Besuch der Ausstellung nicht unbedingt ein Kenner von Zeit und Materie sein, es genügt, einfach Spaß an den Kunstwerken, ihren Formen und Farben, zu haben. Zumal man auch von Heidi Hauschild einiges zur Geschichte des Schöpfers und seiner Kunst erfahren kann. Schon allein die geografische Lage des Hofes im Saaletal garantiert einen interessanten Ausflug.

Die aktuelle Ausstellung im Antikhof Trebitz ist bis Ende Januar 2009 zu sehen. Führungen können individuell unter Tel. 034607 / 2 06 88 vereinbart werden.