Simone Trieder Simone Trieder aus Halle: Was ihr neues Buch mit der "Sendung mit der Maus" zu tun hat

Halle (Saale) - Das Thema Eisenbahn durchzieht das Leben von Simone Trieder wie ein roter Faden. Oder wie eine Dampflok. Man kann nämlich sagen, Lokomotiven sind durch ihre Kinderstube gefahren - auch wenn das der heutigen Autorin lange selbst nicht bewusst war. „Mein Großvater war Ingenieur, das habe ich lange nicht beachtet. Und irgendwoher habe ich auch Seefahrer-Gene“, sagt Simone Trieder und muss lachen. Denn die Wahl-Hallenserin ist allen Veranlagungen zum Trotz dennoch eine echte Landratte - und auch noch „eine mit zwei linken Händen“, wie sie zugibt. Handwerklich sei mit ihr rein gar nichts anzufangen.
Doch um informative und gleichzeitig unterhaltsame Texte verfassen zu können, muss man zwar schreiben, aber nicht unbedingt schrauben können. Da sind ganz andere handwerkliche Fähigkeiten nötig, die die Schriftstellerin und Theaterautorin zweifellos vorweisen kann. Bester Beweis: Simone Trieders neuestes Buch mit dem Titel „Verbindung zur Welt“, erschienen im Hasenverlag, dem sie selbst von Gründung an als Redakteurin angehört. „Das Thema Güterbahnhof und Halle als bedeutender Verkehrsknotenpunkt war aus Jubiläumsgründen gesetzt. Also hieß es: Sich schlau machen“, so die Autorin, die bisher vor allem mit eher poetischen und erzählerischen Werken auf sich aufmerksam gemacht hat. Und mit Biografien wie etwa der zu Richard Volkmann, dem die Hallenser für sein Wirken als Arzt ein Denkmal gesetzt haben, während Simone Trieder dem dichtenden Mediziner ein Buch über dessen „Träumereien an französischen Kaminen“ gewidmet hat.
Nun also ein „Bahn-Buch“. Dafür hat sich die 57-Jährige unter anderem einer Quelle bedient, auf die man erstmal kommen muss: „Um einen Güterbahnhof zu verstehen, hab ich die ,Sendung mit der Maus’ geguckt“. Und natürlich Experten befragt wie Eckhard Lange, der über 50 Jahre bei der Bahn gearbeitet hat. Aber auch bei den klassischen Schriftstellern hat die gebürtige Gernröderin, die zur „Penne“ im acht Kilometer entfernten Quedlinburg immer den Zug nehmen musste, nachgefragt. Bei Tschechow zum Beispiel, oder Hans Christian Andersen - zwei ihrer Lieblingsschriftsteller. „Andersen war sogar mal in Halle - allerdings ist er nur durchgefahren, als am 10. November 1840 die Eisenbahnstrecke Magdeburg-Leipzig eröffnet wurde“, so die Bahn-Expertin. Dass Halle überhaupt auf der Strecke lag, haben wir übrigens Ludwig Wucherer zu verdanken, sagt Simone Trieder, der in ihrem Buch nun eine glückliche Verbindung von Poesie und Technik gelungen ist.
Das liegt sicher auch daran, dass Simone Trieder viel herumgekommen ist: Nach dem Abitur Pädagogikstudium in Rostock, dann Jobs an den Theatern Zwickau und Karl-Marx-Stadt, später am NT und Puppentheater Halle, wo sie erste Stücke schrieb. Auch für MDR und Deutschlandfunk hat die seit den 90ern freischaffende Autorin gearbeitet. Und natürlich ist sie Zug gefahren: mit dem Nachtzug nach Leningrad zum Beispiel. Einen besonderen Bahn-Wunsch hat Simone Trieder, die am Mittwoch bei der Lesebühne Kreis mit Berg im „Palais S“ zu Gast ist, dennoch: „Mal mit der Transsibirischen Eisenbahn fahren“.
Simone Trieder liest am Mittwoch um 20 Uhr im Palais S, Ankerstraße 3.