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Sie sind bunt und sie sind viele Sie sind bunt und sie sind viele: Was verbirgt sich hinter den Steinschlangen?

Von Denny Kleindienst 16.05.2020, 10:00
Sieht aus wie eine Karotte, ist aber ein angemalter Stein.
Sieht aus wie eine Karotte, ist aber ein angemalter Stein. Silvio Kison

Halle (Saale) - Sie sind bunt und sie sind viele. Bemalte Steine, die aneinander gelegt eine lange Schlange ergeben, finden sich derzeit an mehreren Stellen im halleschen Stadtgebiet.

In Reichardts Garten etwa gibt es eine Steinschlange, die schätzungsweise aus über 400 Einzelteilen besteht. In der Willy-Lohmann-Straße klebte bis vor Kurzem noch ein Infozettel an einer Mauer. Es wurde dazu aufgerufen, einen bemalten Stein auf der flachen Backsteinwand abzulegen. Inzwischen ist der Zettel zwar verschwunden, doch der Aufruf ist angekommen.

Exemplar sieht aus wie eine Karotte

Auf der ganzen Länge der Mauer, entlang der Lohmann-Straße und um die Ecke in die Schleiermacherstraße hinein, liegen kleine Steine, die mal mehr mal weniger detailreich angemalt sind. Ein Exemplar sieht aus wie eine Karotte, ein anderes wurde mit einem echten Aufkleber versehen, viele sind ohne ein bestimmtes Motiv einfach farbig gestaltet. Wer will, so war es zuvor auf dem Zettel zu lesen, kann sich einen Stein mitnehmen, sollte dann aber auch einen neuen dazulegen.

Zweck der ganzen Aktion ist, den Menschen eine Freude zu bereiten: Weil sie im Vorbeigehen schmunzeln müssen oder Spaß haben, wenn sie selbst mitmachen. Und doch sind die Steinschlangen auch ein Symbol. Dafür, dass Menschen angesichts des weiterhin geltenden Abstandsgebots und trotz seltenerer Treffen mit Bekannten und Freunden, gemeinsam etwas erschaffen können.

Dass dadurch auch mal jemand traurig wird, ist eigentlich nicht vorgesehen

Dass dadurch auch mal jemand traurig wird, ist eigentlich nicht vorgesehen. Passiert aber doch, wie ein anderer Zettel beweist. So versuchen die Eltern von Anton, den Stein zurückzubekommen, den sein Opa in mühevoller Kleinarbeit bemalt und ihm geschenkt hat. Er wurde auf dem Dautzsch in Halle Ost abgelegt und war offenbar nicht zum Mitnehmen gedacht.

Sandy Eschrich, die in Halle-Neustadt wohnt, ist schon seit letztem Jahr im Steine-Fieber. Der 13. Geburtstag ihrer Tochter stand bevor und einfach ins Kino zu gehen, wäre zu langweilig gewesen, sagt die 37-Jährige. Im Internet entdeckte sie dann, dass Leute Steine bemalen und in ihrer Stadt auslegen. In Halle hatte sie das bis dahin noch nicht gesehen.

Jeder Stein ist markiert

So begann dann auch das Auslegen bunter Steine in Halle als Geburtstagsaktion. Auf Instagram unterhält Sandy Eschrich seither eine eigene Seite namens „Hallstones“, auf der die Bürokauffrau ihre Steine dokumentiert.

Sie empfiehlt Acrylfarbe. Bemalt habe sie zusammen mit ihren beiden Kindern bestimmt schon 400 oder 500 Stück, schätzt sie. Das jüngste Modell zeigt die böse Ursula aus dem Disney-Märchen Arielle. Wer einen Stein von Sandy Eschrich entdeckt, kann ihn mitnehmen und woanders hinlegen. Jeder Stein ist markiert und Eschrich würde sich freuen, per Fotoverweis zu erfahren, wohin er gereist ist. Die Sache mit den Steinschlangen hat sie auch erst entdeckt - und am Heidebad selbst eine solche Schlange in Gang gesetzt. (mz)