Rückblick auf 120 Jahre SG Einheit: Auf diesem Sportplatz in Halle wurde Geschichte geschrieben

Halle (Saale) - Auf dem Fußballrasen trainieren Kindergruppen, vor der Vereinsgaststätte sitzen Eltern und Sportler bei einem kühlen Getränk. Es herrscht ein Kommen und Gehen und äußerst reges Leben auf dem Gelände der SG Einheit in der Merseburger Straße/Ecke Huttenstraße. Tilly Strozyk schaut begeistert auf das Geschehen. Bei ihr werden etliche Erinnerungen wach. Die alte Dame, 1925 geboren, hat auf dem Sportplatz die Sonntage ihrer Kindheit verbracht.
Gemeinsam mit ihrer Mutter sah sie dort etliche Fußballspiele. „Das gehörte jedes Wochenende zu meinem Leben“, erzählt sie. Selbst habe sie als Kind natürlich kein Fußball gespielt. Das war für Mädchen ganz und gar nicht üblich. Doch sportlich aktiv war sie dennoch, als Schwimmerin und Kajakfahrerin.
120 Jahre Sportplatz: Damals war Fußball eine Nischensportart
Tilly Strozyks Vater, Paul Zeise (1881 bis 1946), war mit dabei, als der Sportplatz 1898 entstand. Er war aktiver Fußballer und Vorstandsmitglied des Fußballvereins. Zunächst hieß der Fußballclub Hohenzollern. Ende des 19. Jahrhundert war Fußball eher eine Nischensportart. Es gab in Halle nur noch einen anderen Fußballclub. Später wurde der Verein in SV 98 umbenannt und es kamen noch andere Sportarten dazu wie Wandern, Faustball und Touristik. Vor allem in der Leichtathletik war der Verein sehr gut.
„Unser Sportplatz wird in diesem Jahr 120 Jahre alt“, sagt Wolfgang Reinhold, Präsident der SG Einheit, die heute Herr des Sportplatzes ist. Und auch die feiert 2018 ein Jubiläum. 1948 gegründet als Betriebssportgemeinschaft des Magistrats, steht der 70. Geburtstag an.
Erfolgsgeschichte SV 98: Arthur Gaebelein wurde sogar Nationalspieler
In der Zeit, als Tilly Strozyk regelmäßig mit zu den Fußballspielen ging, hatte der SV 98 gerade seine größten Fußballerfolge. In der Saison 1927/28 schaffte er es beispielsweise bis ins Endspiel der mitteldeutschen Meisterschaft. Vereinsmitglied Arthur Gaebelein wurde sogar Nationalspieler.
Was das bedeutete, war dem kleinen Mädchen, das Tilly Strozyk damals war, natürlich nicht klar. Sie hat von ihrem Vater viel historisches Material über den Fußballverein aufbewahrt. Dazu zählen historische Fotos. Ihr ganz besonderer Schatz ist jedoch ein rotes Poesie-Album. Darin hat ihr Vater über bedeutende Fußballspiele geschrieben. Auch die schwarz-grün-weiße Vereinsfahne wurde mehrfach besungen.
Auf der Halle-Saale-Schleife gab es einst Autorennen
In der Nazi-Zeit, als alle Sportler auch in der NSDAP sein sollten, ließen die Erfolge nach. „Unser Verein hat das nicht mitgemacht. Viele Sportler, die gut waren, gingen deshalb zu anderen Vereinen“, blickt Wolfgang Reinhold in die Vergangenheit. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Gründung der SG Einheit als Betriebssportgemeinschaft des Magistrats ging es wieder richtig los.
Damals kamen viele neue Sportarten hinzu. Am außergewöhnlichsten ist wohl, dass man auch im Automobilrennsport auf der Halle-Saale-Schleife mit dabei war. Mit Willy Lehmann stellte man in der Formel 3 sogar einen deutschen Meister. Auch in den anderen Sportarten wurden hervorragende Ergebnisse erzielt. Isolde Woschee wurde DDR-Meisterin im Tischtennis.
SG Einheit will Sportkomplex bauen
Die heutige SG Einheit ist ein richtiger Breitensportverein, der gegenwärtig 450 Mitglieder zählt. Man betreibt Fußball, Volleyball, Schach, Gymnastik, Tanzsport, Ski und Gesundheitssport. Zudem gibt es die integrative Abteilung Cricket mit jungen Flüchtlingen. Am 1. Juni kam die Sportakrobatik dazu. Viel hat der Verein in den nächsten Jahren vor: „Es soll ein ,Sportkomplex der Zukunft entstehen“, sagt Reinhold. Dazu gehört der Bau einer 40 mal 50 Meter großen und 7,50 hohen Mehrzweck-Sporthalle in Leichtbauweise auf dem Vereinsgelände. Man hofft, 2019 mit dem Bau beginnen zu können. Wenn diese steht, will der Verein das Vereinsheim denkmalschutzgerecht sanieren lassen.
››Das Jubiläum 120 Jahre Sportplatz Einheit wird am 14. Juli gefeiert. (mz)

