Seltener Fund Seltener Fund: Flugplan von 1926 entdeckt
Osmünde/MZ. - Das neue Jahr hat für Ingolf Brömme aus Osmünde mit einer faustdicken Überraschung begonnen. Auf dem Schreibtisch des Hobby-Historikers liegt der erste autorisierte Flugplan des Mitteldeutschen Flughafens aus dem Jahr 1926. Dabei handelt es sich um eine Rarität, die unter Sammlern einen unschätzbaren ideellen Wert darstellt.
Von dem Flugplan kann es nach Ansicht von Brömme nur noch wenige Exemplare geben, die sich ausnahmslos in privatem Besitz befinden müssten. Dieses wichtige Dokument der mitteldeutschen Verkehrsgeschichte sei seit langer Zeit nicht mehr aufgetaucht. "Der Flugplan galt praktisch als verschollen", so Brömme. Es grenze schon an ein kleines Wunder, wenn das Faltblatt nun auf dem Gabentisch zum 75. Geburtstag des Flughafens liegen werde.
Kleine Ursache - große Wirkung. Ein Zufall verhalf Brömme zu seiner ungewöhnlichen Entdeckung. "Der Flugplan fiel einer 73-jährigen Hallenserin beim Aufräumen des Bücherschrankes in die Hände." Bevor der Fund erneut der Vergessenheit anheim fällt, so die Überlegung von Krista Dellny als uneigennützige Spenderin, sollte der Flugplan besser den Historikern zur Verfügung stehen. Brömme begann unmittelbar nach Erhalt der Kostbarkeit, die ursprünglich als Lesezeichen diente, mit der Auswertung. "Auf dem Papier sind so viele Informationen vereint, dass man darüber Stunden lang referieren kann."
Herausgeber des Faltblattes war Brömme zufolge die Lippertsche Buchhandlung in Halle mit Sitz in der Großen Steinstraße 77/ 78. Das Blatt - im Ganzen etwa 40 mal 64 Zentimeter - erschien in einer Auflage von 25 000 Exemplaren und war mit zahlreichen geschäftlichen Anzeigen ausgestattet. Brömme: "Mitte der zwanziger Jahre müssen Halle und die gesamte Region einen großartigen Aufschwung erlebt haben."
Der Flugplan war ein Ausdruck für diese erfolgreiche Entwicklung. 14 verschiedene Linien weist die Übersicht für den Zeitraum von April bis Juni 1926 aus. Frankfurt am Main, Berlin, Hamburg, München - die deutschen Metropolen waren ab Leipzig in kurzer Zeit erreichbar. Auch kleinere Städte wie Wernigerode sind darin aufgeführt. Die Flugzeiten können zwar keinem Vergleich mehr standhalten, der Service aber durchaus.
Laut Flugplan gab es von Beginn an einen Zubringerdienst, der Reisende genauso schnell wie heutzutage zum Flughafen brachte. Die Abfahrtstelle in Halle war am Riebeckplatz. Darüber hinaus wurde der "beschleunigte Personenzug" nach Schkeuditz empfohlen - Fahrzeit: 20 Minuten. Als Extra-Kapitel, das Reiselustigen freilich die Tränen in die Augentreiben kann, erweisen sich die damaligen Ticket-Preise. 60 Reichsmark kostete zum Beispiel der Flug nach Aachen.