Islamisches KulturCenter Während des Gebetes: Schüsse auf Moschee in Halle - 55-Jähriger unter Tatverdacht
Am Sonntag treffen Luftgewehrkugeln die Fassaden eines islamischen Kulturzentrums in Halle. Verletzt wird niemand, doch es ist nicht der erste Fall dieser Art. Nun wird gegen einen 55-jährigen Anwohner ermittelt.
Halle (Saale)/DUR/ dpa - Während des Mittagsgebets ist in Halle mit einem Luftgewehr auf ein islamisches Kulturzentrum geschossen worden. Bei dem Vorfall am Sonntag seien keine Menschen verletzt worden, teilte die Polizei später mit. Auch am Gebäude gebe es eine größeren Schäden.
Nach den ersten Ermittlungen erhärtete sich der Verdacht gegen einen 55-jährigen Bewohner eines gegenüberliegenden Mehrfamilienhauses. Er wurde laut Polizei als Inhaber der Wohnung ermittelt, von deren Fenster nach Zeugenberichten die Schüsse ausgingen.
Tatverdächtiger durfte nach Vernehmung wieder gehen
Bei dem Mann sei eine «entsprechende Langwaffe zum Verschießen von Diabolos und eine Gasdruckpistole» gefunden und sichergestellt worden, hieß es. Der Tatverdächtige sei nicht festgenommen worden und habe nach einer Vernehmung wieder gehen dürfen, teilte die Polizei mit. Er sei nach ersten Erkenntnissen bisher nicht mit politisch motivierten Straftaten in Erscheinung getreten. Weitere Details und Hintergründe zu dem Vorfall waren zunächst nicht bekannt. Der Staatsschutz ermittelt.
«Wir sind entsetzt über die Schüsse auf die Gläubigen», schrieb die Landtagsfraktion der Linken in einer ersten Reaktion. Bereits mehrfach sei die Einrichtung Ziel solcher Attacken geworden. Dass Menschen vor der Moschee unmittelbar ins Visier genommen werden konnten, habe auch damit zu tun, dass die Moschee für die Zahl der Gläubigen zu klein sei und sie zum Teil vor der Moschee beten müssten. «Die Gemeinde braucht endlich Unterstützung und die nötige Sensibilität der Landesregierung», sagte der religionspolitische Sprecher der Frakiton, Wulf Gallert.
Bereits 2018 fielen Schüsse in der Nähe
Tatsächlich hatte es bereits 2018 Schüsse auf Menschen gegeben, die sich in der Nähe des Gebäudes aufhielten. Insgesamt wurden drei Syrer bei den Angriffen im Juni und Februar 2018 leicht verletzt. Ein Tatverdächtiger konnte damals nicht ermittelt werden. Die Beamten äußerten jedoch bereits den Verdacht, dass die Schüsse vermutlich aus einem der anliegenden Plattenbauten gekommen seien.
«Mehrfach ist heute (Mittagsgebet) erneut auf Gläubige (darunter Rollstuhlfahrer) unserer #Moschee in #Halle mit Luftgewehr geschossen worden», schrieb der Zentralrat der Muslime in Deutschland via Twitter. Bei Muslimfeindlichkeit und Rassismus bleibe es nicht bei Worten. Der Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt verurteilte die Tat scharf. «Die #Radikalisierung und andauernde #RechteGewalt in diesem Bundesland sind eine Schande», hieß es in einem Tweet des Rates vom Sonntag. «Angriffe wie heute müssen skandalisiert werden statt stillschweigend geduldet! Solidarität jetzt.»
Auch das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa) forderte Solidarität und rief für das Freitagsgebet (28. Januar) für die Mittagszeit zu einer «solidarischen Zusammenkunft» rund um den Platz der islamischen Gemeinde in Halle-Neustadt auf. Der Hallesche SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby verurteilte die Schüsse: «Meine Solidarität gilt allen Menschen, die hier bedroht wurden», schrieb er auf Twitter. Der Politiker kündigte an, das Kulturcenter in der nächsten Woche zusammen mit Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD) zu besuchen und mit Betroffenen zu sprechen.