Schloss Dieskau soll weiter belebt werden
Kabelsketal/MZ. - Schritt für Schritt ging es seitdem voran.
Mühsames Unterfangen
Der Restaurator von Rauchhaupt, Jahrgang 1949, ist mit dem Erreichten beileibe nicht unzufrieden, wie er sagt. Er lobt die gute Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten und vor allem dem Landesamt für Denkmalpflege. Aber es ist ein mühsames Unterfangen, ein solches Anwesen von seinen baulichen Gebrechen zu heilen und ein finanzieller Kraftakt obendrein, den die Familie allein nicht zu leisten vermag. So hing schon das Damoklesschwert der Zwangsversteigerung über dem Schloss.
Um sie abzuwenden, wurden Projekte wie Restaurant, Kellergewölbe für Feiern und Schloss-Café, regelmäßige Führungen durch Schloss und Park in Einklang mit dem Dieskauer Konzertsommer in der benachbarten Kirche Sankt Anna auf den Weg gebracht. Fördervereine Schloss und Park gründeten sich, um die architektonischen und landschaftsgärtnerischen Kleinodien bekannt zu machen.
Derzeit seien Bestrebungen im Gange, so der Schlossherr, eine Stiftung zu gründen. Schloss Dieskau soll Gästehaus für die Martin-Luther-Universität und Akademie des Landesprojektes "Gartenträume - Historische Parks in Sachsen-Anhalt" werden. Mit dieser Absicht will die Familie zurückkehren zu den Wurzeln. Die sieht von Rauchhaupt auch darin, dass der Universitäts-Kanzler Carl Christoph von Hoffmann (1735-1801) Schloss Dieskau als seinen Landsitz wählte, Haus und Park mit der Gründung der sonntäglichen "Gelehrtengesellschaft" zu einem kulturellen Zentrum entwickelte.
Die Schlossbesichtigung ist ein Erlebnis, obwohl es für Bauleute, Kunsthandwerker und Restauratoren noch immens viel zu tun gibt. Allein die Erhaltung der ikonografisch bemerkenswerten Kassetten-Stuckdecke im Südflügel ist eine Herausforderung. Von Rauchhaupt: "Die Stuckdecke stammt aus der Zeit von 1619 bis 1624. Die Ikonografien sind zwölf figürliche Reliefs, die religiöse Darstellungen zeigen. Leider wurden in der Zeit des Leerstandes alle Köpfe der Figuren abgeschlagen." Ob sie zu ersetzen sind, ist noch offen.
Baulicher Frevel
Auf baulichen Frevel der jüngsten Vergangenheit stieß der Schlossherr beinahe in jedem Raum. Ein wunderschöner Kamin aus dem 18. / 19. Jahrhundert wurde ebenso einfach zugemauert wie manche Türen oder Fenster und -nischen. Von Rauchhaupt ließ alles wieder freilegen. Und so ist erkennbar, welcher Genuss auf all jene warten wird, die nach der Restaurierung dem Schloss einen Besuch abstatten werden (Führungen samstags und sonntags ab 14 Uhr).
Viel Arbeit wartet auf den Restaurator in Form eines Deckengemäldes von 1720. Die Wände der Gästezimmer werden dem historischen Vorbild entsprechend weiß getüncht. Ein Teil der Holzdielung ist weiter nutzbar und wird vorsorglich wieder geölt.
Im Erdgeschoss befinden sich das so genannte Historien-Zimmer sowie ein chinesisches Tee-Zimmer mit alten Wandmalereien. Beim Blick aus dem Fenster sieht man in einiger Entfernung einen kleinen Hügel. Von Rauchhaupt: "Dort stand ein Tee-Haus. Das wird wieder aufgebaut."