Schließung der Uni-Sporthalle in Halle Schließung der Uni-Sporthalle in Halle : Der Putz bröckelt im Fitnessraum am Brandbergweg

Halle (Saale) - Von den Wänden fällt der Putz, im Dach ist ein Loch. Dort tropft der Regen schon einmal durch und muss aufgefangen werden. Und weil der 500 Quadratmeter große Fitnessraum der Universität Halle im Brandbergweg keine Heizung hat, sind es im Winter auch nur zehn Grad.
Dieses Unikat ist aus der Zeit gefallen. Es ist aber noch immer in Betrieb. Das versteckt liegende flache Gebäude in tristen Farben beherbergt einen von zwei Fitnessräumen, in denen sich Universitäts-Angehörige zwischen Vorlesungen oder auch davor oder danach auspowern können. 365 Tage im Jahr. Unter Anleitung von Trainern können die Studenten für 20 Euro im Monat Trainingspläne absolvieren. Fitnessgeräte für Arme und Bauch, Rücken, Schultern und Beine stehen dort.
Eine der Trainerinnen ist Esther Lausch. Die blonde Lehramtsstudentin für Sport und Biologie sitzt jetzt in ihrem Sportoutfit auf der schwarzen Couch im Vorraum. Der Ärger sprudelt aus ihr heraus. Klar artikuliert, faktenreich.
Bis Ende Oktober muss die Halle, die der Uni gehört, leergeräumt sein. Anfang Juli hat die Universität beschlossen, die Halle zu schließen. „Die Halle wird von der Uni wegen Sparmaßnahmen abgestoßen“, erzählt Lausch. Die Geräte sollen eingelagert werden. Was sie ärgert: Es gibt keinen Plan B. „Es wurde keine Alternative angeboten, obwohl es lange bekannt ist“, sagt Lausch. „Wir verstehen das als Zeichen. Das wird nicht mehr gewollt.“ Die Befürchtung: Die Uni will das Problem aussitzen. Es gibt zwar noch eine zweite Fitnesshalle am Von-Seckendorff-Platz. Die kann aber nicht alle Sportinteressierten aufnehmen. 900 der insgesamt 1 600 Mitglieder haben damit ab November keine Halle mehr. Nicht nur ein Verlust für sportinteressierte Studenten, es ist auch ein schlechtes gesellschaftliches Zeichen. „Das ist ein Treffpunkt vieler Kulturen“, sagt Lausch. Chinesen, Inder, Algerier, Marokkaner, Taiwanesen, Bulgaren und auch Syrer würden hier Abwechslung im Alltag suchen. Deutsche Studenten gibt es weniger. Lausch: „Das ist wie eine Gemeinschaft und hat auch einen integrativen Effekt.“
Weil es von der Uni keinen Alternativplan gab, schauten sich die Trainer selbst um. 40 Objekte wurden besichtigt, der finale Tipp kam von einem Studenten. Mitten im Stadtzentrum haben sie nun ein Objekt im Auge. „Das kann schon morgen bezogen werden“, sagt Lausch. Der Uni liegt ein Konzept vor. Kosten: 2 000 Euro im Monat. Aber es gibt keine Reaktion. „Die Uni muss Position beziehen, das tut sie nicht. Wir müssen Druck ausüben.“ Am 7. Oktober soll es eine Demo geben, eine Petition wurde gestartet. „Der Kanzler hat es auf dem Schirm“, sagt Lausch. Immerhin.
