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Schauspielerin Elke Richter  Schauspielerin Elke Richter : 33 Jahre Neues Theater und jeder Tag war anders

Von Claudia Crodel 05.04.2016, 10:10
Zu dem roten Plüschsessel, auf dem Elke Richter Platz genommen hat, hat die Schauspielerin eine besondere Beziehung. Er war Requisit in ihrer großen Hauptrolle als „Päpstin“.
Zu dem roten Plüschsessel, auf dem Elke Richter Platz genommen hat, hat die Schauspielerin eine besondere Beziehung. Er war Requisit in ihrer großen Hauptrolle als „Päpstin“. Günter Bauer

Halle (Saale) - In dieser Woche feiert das Neue Theater (NT) sein 35-jähriges Bestehen. Eine, die zwar nicht von Anfang an dabei war, aber bereits die 33. Spielzeit am halleschen Schauspiel tätig ist, in etliche Figuren schlüpfte und ihr Publikum begeisterte, ist Elke Richter.

1983 kam Elke Richter direkt von der Schauspielschule in Rostock ans hallesche Theater. „Ich musste sofort mehrere Rollen übernehmen, von Kollegen, die an andere Theater gewechselt waren“, erinnert sie sich. Ihre erste große Rolle war die des Kammermädchens Smeraldina in Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“.

In den 33 Jahren am NT war sie in so vielen Stücken zu sehen, dass sie unmöglich aufgezählt werden können. Dabei war es ihr egal, wie groß eine Rolle war, wichtig war ihr, dass ihr Part sie auch als Mensch weitergebracht hat. „Das ist das Spannende an meinem Beruf“, sagt sie. Sie habe sich, wenn sie Rollen übernahm, nicht nur mit den Themen des jeweiligen Stückes auseinandergesetzt, sondern auch mit den Menschen in ihren Gesellschaften beschäftigt. „Das ist schön, aber auch anstrengend“, so ihre Meinung.

Routine kommt nie rein

Als junger Mensch habe man Angst, wenn man auf die Bühne geht, weil man allen gerecht werden will. Später sei das anders. Die Erfahrung bewahre einen vor diesen Ängsten. Aber Routine komme nie rein.

Elke Richter ist es als Schauspielerin wichtig, dass sich die Theaterbesucher mit dem Thema des Stücks befassen, mit der Geschichte, die sie erzählt. „Wenn ich keine Kraft mehr habe, Geschichten zu erzählen, sollte ich nicht mehr auf die Bühne gehen“, resümiert sie deshalb.

33 Jahre sind eine lange Zeit. Ob sie denn nie an ein anderes Theater wechseln wollte? „Das ist eine Frage meiner Generation. Wir hatten die Möglichkeit nach 15 Jahren an einem Theater einen unkündbaren Vertrag zu bekommen“, blickt sie zurück. Das habe viele Vorteile, aber auch Nachteile. Sie hat vor allem die Vorteile gesehen. „Ich bin ein Mensch, der die Verwurzelung braucht“, sagt sie. Wie sie allerdings in zehn Jahren darüber denkt, könne sie nicht sagen.

Heute jedenfalls sieht sie die Dinge positiv, denkt dabei auch an ihr treues Publikum, das sie als junge Schauspielerin gesehen hat und jetzt als eine der ältesten Schauspielerinnen am Haus. „Was ich erlebt habe, ist eng mit der Geschichte des NT verbunden. Es ist schon etwas Besonderes, so lange an einem Theater zu sein. Aber: Jeder Tag ist anders, jeder Tag ist neu“, schaut sie auf die letzten 33 Jahre. Dabei habe sie Ruhm und Erfolg stets weniger im Blick gehabt. Das sei ihr eher fremd, denn aus einem einfachen Elternhaus stammend, hätte sie den Drang zum Ruhm nicht mitgekriegt.

23 Jahre unter Peter Sodann

23 Jahre unter Peter Sodann, sechs Jahre unter Christoph Werner und nun schon seit fünf Jahren unter NT-Chef Matthias Brenner stand die beliebte Schauspielerin auf der Bühne. „Das spannende an der gegenwärtigen Intendanz ist, dass sie mich noch einmal ganz neu entdeckt hat“, erzählt sie. Die Rollen waren sehr verschieden, große wie die der Frau Müller in „Frau Müller muss weg“ oder auch kleinere. „Ich habe gesehen, wie schön es ist, auch in diesen kleineren Rollen genauso präsent zu sein wie in einer Hauptrolle“, meint sie.

Nach 33 Jahren sei man aber auch erschöpft, sagt Elke Richter. „Dass ich abhängig bin von der gesellschaftlichen finanziellen Situation, dass man dafür kämpfen muss und sich dafür rechtfertigen muss, dass man Theater spielt und Kunst macht, ist ein Armutszeugnis der Politik“, findet sie. „Das haut mir die Beine weg, schließlich arbeiten wir rund um die Uhr und unter hohem Druck.“ (mz)