Schauspieler Michael Kind Schauspieler Michael Kind: Er begann als Aktmodell
Halle (Saale) - Genau genommen startet jeder von uns so: „Nackt und bloß von der Mutter Schoß“ - so wie das Christkind. Viele weibliche Promis verdanken sogar den Start ihrer „ganz wunderbaren Karrieren“, wie sie dann sagen, der Tatsache, dass sie auf den ersten Fotos nicht den ganz dicken Pulli anhatten. Aber dass bei einem Mann die berufliche Laufbahn in der Kunst hüllenlos begann - ist äußerst ungewöhnlich. So ungewöhnlich wie der Mann selbst, von dem hier die Rede sein soll: Michael Kind heißt er.
Derzeit ist der TV-Star und gebürtige Hallenser mal wieder auf Heimaturlaub und inszeniert am Neuen Theater, einer der Bühnen seiner frühen Zeit, sein erstes - und noch dazu erstes selbst geschriebenes - Stück: ein Doppeldebüt also! „Stunde der Komödianten“ heißt es und behandelt - nur so viel soll hier schon verraten werden - die Jugendträume einer ganzen Generation: einer gemeinsam beim Studium gestarteten Riege von Bühnenkünstlern wie Elke Richter, Matthias Brenner, Peter W. Bachmann oder TV-Star Thomas Rühmann vom Fernseh-Doktorspiel „In aller Freundschaft“.
Und mit seiner ersten Arbeit in Halle nach Jahrzehnten geht der Blick des 62-jährigen Michael Kind dann auch fast automatisch zurück zu seinen Anfängen: Berufsausbildung als Elektriker mit Abi - und nebenbei und danach Sänger in Bands wie „Rengering“. Doch weil er davon allein noch nicht leben konnte, wollte und durfte, jobbte Kind an der hiesigen Kunsthochschule Burg Giebichenstein als Aktmodell. Es war sein erster beruflicher Kontakt zur ernsten Kunst.
Und ein nachhaltiger noch dazu, denn nach dem jugendlichen Michael Kind sind - wie er nicht ohne Stolz erzählt - ein Bronze-Mephisto und eine Figur des Dichter-Sängers Walter von der Vogelweide entstanden. Apropos Sänger: Eigentlich wollte Michael Kind Sänger werden - Pop-Sänger genauer gesagt. Ein Studium an dem einschlägigen neuen Studiengang in Leipzig, wo damals auch ein gewisser Herbert Dreilich („Karat“) studierte, hatte er angedacht, eins in Weimar sogar begonnen, bis ihn - wie so viele - die DDR-Wehrpflicht zunächst ausbremste. Danach bekam Kind Kontakt zum Theater in Halles legendärer Theaterkneipe „Sargdeckel“ - obwohl er, wie er sagt, „dieses Schauspieler-Gehabe“ damals gar nicht so mochte. Kurz darauf ging er als Beleuchter an das kleine - doch bei Aussteigern berühmte - Theater nach Anklam.
Dort wurde sein Talent entdeckt - und er bewarb sich fürs Studium: Für zwei Studien genauer gesagt: Für Seefahrt und Schauspiel. Die Berliner Schauspielschule sagte zuerst zu - und damit waren die Würfel gefallen.
Der Rest der Geschichte von Michael Kind ist nicht nur in der Branche bekannt: Engagement und Gastspiele an großen Bühnen wie dem Berliner Ensemble und dem Deutschen Theater, zahllose Film-Fernseh-Rollen wie zuletzt in der dritten Staffel von „Weissensee“. Ja und vor allem sein zwölf Jahre währender Job als Einsatzleiter in der ZDF-Serie „Küstenwache“.
Die freilich hat ihn - keine Freude ohne Leid! - faktisch lange vom Theater ferngehalten. Doch nun die doppelte Heimkehr: Auf die Bretter, die die Welt bedeuten, und - zumindest vorübergehend - nach Halle/Saale. Na dann: Willkommen zu Hause, Michael Kind! (mz)