Schauspieler Martin Reik im Portrait Schauspieler Martin Reik im Portrait: "Die meisten Homosexuellen sind hochkreative Menschen"

Halle (Saale) - Noch ist an Urlaub nicht zu denken, auch wenn die Theaterferien vor der Tür stehen. Gerade erst ist Martin Reik aus Düsseldorf zurück: Proben am dortigen Theater. „Mit meinem Mann“, wie der Schauspieler am Neuen Theater und gebürtiger Schwabe sagt. „Mein Mann“ - das ist Wolfgang Engel, hochgelobter und höchst produktiver Leipziger Regisseur und für den bekennenden Schwulen Reik seit 1998 Lebens-, seit 2008 Ehepartner. „Wir haben ganz romantisch in Leipzig auf dem Standesamt geheiratet - das war schön“, blickt Martin Reik kurz zurück.
Genervt von gendergerechter Sprache
Ihm gehe das ganze Geschwafel der „Sprach-Stalinisten“ mächtig auf die Nerven, meint er zum für ihn leidigen Gender-Dauerthema. Und ist dabei schon mitten drin in der Debatte um „korrekte“ Schreibweise von männlich, weiblich, dem Unterstrich-Innen und dem neuerdings Mode gewordenen geschlechtsneutralen, sächlichen XX. „Alles Quatsch“, findet Reik. Er sei schwul, und damit basta. „Was wären denn Ballett, Kunst und die katholische Kirche ohne Schwule?“, fragt Reik - und fügt hinzu: „Die meisten Homosexuellen sind hochkreative Menschen, die gute Arbeit leisten.“
Als Bandleader im NT
So wie Reik. Der eben noch am Rhein probte und sich nun auf den nächsten Auftritt am kommenden Dienstag vorbereitet. Allerdings nicht als Schauspieler, sondern als Bandleader. Denn im Hof des Neuen Theaters singt er im Cultour-Sommer mit seinem Martin-Reik-Quintett, das manchmal auch nur ein Quartett ist, im NT-Hof „Lieblingslieder“, so der Programmtitel.
Martin-Reik-Quintett, „Lieblingslieder“, 14. Juli, 20 Uhr im NT-Hof
Nur einegschränkt "bühnentauglich"
Musik, so Reik, habe er schon immer gemacht. Als Kind hatte er zehn Jahre lang Klavierunterricht, war auch an seiner Schule im Schultheater aktiv. Beruflich hat er sich für die Schauspielerei entschieden - und an der Schauspielschule „Ernst Busch“ in Berlin studiert. „Das Klavierspiel war die Jahre danach ganz schön verschüttet“, so Reik, der dann schließlich durchs Theaterspielen und Bühnenstücke komponieren auch wieder mehr an den Tasten gefordert war. „Ich musste ganz schön üben“, gesteht der Schauspieler und Musiker. Oft steht er jetzt aber häufiger als Musiker auf der Bühne - nicht nur, aber auch, weil er derzeit als Schauspieler wegen eines schlimmen Bühnenunfalls im Oktober vergangenen Jahres nur eingeschränkt „bühnentauglich“ ist. Zwischen Proben und Band-Auftritten ist Reik seit Monaten Dauergast beim Physiotherapeuten. Für ihn als Vollblut-Schauspieler schwer zu ertragen, momentan außer in „Frau Müller muss weg“ oder „Mephisto“ keine allzu „bewegten“ Rollen spielen zu können.
Liebeslieder für Schwule und Heteros
Doch er hat ja die Musik. Die elektronische liebt der einstige DJ mit über 4.000 Schallplatten in seiner Wohnung sehr. Billie Holiday hat er in einem Jazz-Projekt, das im November im NT-Schaufenster wiederholt wird, Tribut gezollt. Cole Porter mit Musikern der Staatskapelle ebenso. Rio Reiser wird er sich demnächst vornehmen. „Der hat so schöne Liebeslieder geschrieben - egal ob für Schwule oder für Heteros“. (mz)