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Saalkreis-Kirche Saalkreis-Kirche: Domnitzer hören die ältesten Glocken

Von Ralf Böhme 05.10.2001, 17:43

Domnitz/MZ. - Auf dem Kirchturm in Domnitz gibt es einen Schatz, von dem haben schon viele etwas gehört, ohne ihn zu sehen. Die Rede ist von den beiden mittelalterlichen Bronzeglocken, den vermutlich ältesten im Saalkreis. Nach Ansicht des Sachverständigen der Kirchenprovinz Sachsen, Christoph Schulz, handelt es sich dabei um Raritäten, die ihresgleichen in der Region suchen.

Die Botschaft des Experten: Die Glocken sind in einem insgesamt guten Zustand, dennoch muss bald etwas getan werden, um den Wohlklang für die kommenden Generationen zu bewahren. Allerdings dürfte diese Aufgabe die Kräfte der Domnitzer Kirchen-Mitglieder wohl übersteigen. Schulz vor 35 Interessenten während einer ersten Beratung im Gotteshaus: "Die Aufgabe ist nur zu lösen, wenn möglichst viele Menschen das Vorhaben unterstützen."

Der Sachverständige hat die beiden Glocken in Domnitz eingehend unter die Lupe genommen. Deshalb fällt es ihm auch nicht schwer, die Fragen von Lothar Fröb zu beantworten. Den Elektriker, der unter anderem auch die Beleuchtung der Dorfkirche instand hält, interessieren vor allem die technischen Daten. Schulz zufolge wiegt die kleine Glocke, die immerhin 96 Zentimeter hoch ist, etwa 650 Kilogramm. Ihre größere "Schwester", deren lichte Höhe 1,20 Meter beträgt, bringt gut und gerne eine Tonne auf die Waage.

Noch wichtiger sind jedoch die "inneren Werte" des Geläutes. Der Experte: "Die Qualität der Bronze ist wunderbar. Um diese Glocken werden die Domnitzer beneidet." Nach Auffassung von Schulz deutet alles daraufhin, dass das reich verzierte Geläut in der Zeit zwischen 1300 und 1350 entstanden ist. Damit gehören sie nicht nur zu den ältesten, sondern auch zu den wertvollsten Glocken in Sachsen-Anhalt. Metall-Bildhauer Jörg-Tilman Hinz, der seit acht Jahren in Domnitz lebt und arbeitet, läutet mitunter eine Glocke und sagt: "Das ist ein wirklich großartiges Erlebnis." Und Pfarrerin Juliane Rau sieht die Glocken sogar als unverzichtbare Mittler zwischen Himmel und Erde, die besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Was muss in Domnitz getan werden? Schulz: "Zuerst brauchen wir zwei neue weiche Klöppel." Jene, die jetzt gegen die Bronze schlagen, seien im Laufe der Jahrhunderte extrem hart geworden. Das hinterlasse unübersehbare Spuren. Nicht mehr lange aufschieben könne man Arbeiten, die für die Reparatur der Glockenaufhängung notwendig sind. In diesem Zusammenhang gehe es dann auch die Beseitigung von Rissen im Turm. Schulz will nun, wenn die Kirchgemeinde es wünscht, in Kürze ein Sanierungskonzept mit Kostenplan entwickeln. Den Finanzbedarf schätzt der Experte auf 2 000 bis 5 000 Mark.