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Einbruch in Halle Saalesparkasse in Halle: Bankräuber knacken Safes

Von Dirk Skrzypczak 21.06.2017, 19:00
Eingang zu einem Serviceraum der Saalesparkasse in der Rathausstraße in Halle.
Eingang zu einem Serviceraum der Saalesparkasse in der Rathausstraße in Halle. Dirk Skrzypczak

Halle (Saale) - Die Saalesparkasse in Halle spricht von einer neuen Qualität krimineller Energie: Verbrechern ist es gelungen, die Sicherheitssysteme von zwei automatischen Tresoranlagen mit Kundenschließfächern zu überwinden und 25 Safes aufzubrechen. Betroffen sind die Filialen in der Rathausstraße und am Lutherbogen in der Merseburger Straße. Was die Einbrecher stahlen, ist ebenso unklar wie die  Höhe des Schadens. „Wir haben mittlerweile alle betroffenen Kunden persönlich informiert. Die Kriminalpolizei ermittelt. Einen vergleichbaren Fall kennen wir nicht“, sagt Sparkassensprecher Christian Germer der MZ.

Bankräuber knacken Safes der Saalesparkasse: Wie ihnen das gelingen konnte

Die Tat hatte sich nach Polizeiangaben bereits am 17. Juni ereignet, festgestellt wurde sie allerdings erst am Dienstag. Zu den Hintergründen machte die Bank keine Angaben. Die Saalesparkasse hat an ihren Standorten in Halle und dem Saalekreis insgesamt 7 500 Schließfächer. Die Boxen sind stark nachgefragt. Offenbar aus Angst vor Wohnungseinbrüchen entscheiden sich die Kunden, Wertsachen und Dokumente in den Tresoren des Instituts zu lagern. Üblicherweise befinden sich die Safes  in Tresorräumen, die nur zu den Öffnungszeiten der Bank und nur mit Hilfe des Sparkassenpersonals zugänglich sind. In den nun angegriffenen Filialen stellt die Bank 770 Schließfächer zu Verfügung, die in Selbstbedienung durch die automatische Steuerung rund um die Uhr genutzt werden können.

Die Polizei geht  davon aus, dass sich die Täter durch vorheriges Auslesen von Kartendaten sowie das Ausspähen der zugehörigen Pin-Nummer die notwendigen Informationen besorgten, die sie benötigten, um in die Tresorräume zu gelangen. „Das waren keine Amateure, sondern Profis. Für so eine Tat braucht man Zeit zur Vorbereitung“, sagt Germer.

Um die Schleuse passieren zu können, muss zunächst die EC-Karte in ein Lesegerät eingeführt werden. Das System erkennt, dass der Kartennutzer einen Safe   gemietet  hat und öffnet die Tür. Im Tresor befindet sich ein weiteres Terminal. Erneut ist die Karte zur Legitimation  erforderlich, außerdem  muss ein Code eingetippt  werden. „Erst danach können Schließfächer einzeln angefordert werden“, so Germer. Die Kassetten werden dann aus einem Lager automatisch über ein Beförderungssystem in den Tresorraum transportiert. Da der oder die Täter allerdings keine Schlüssel für die Safes hatten, sozusagen die letzte Bastion als Schutz gegen Diebe, bohrten sie die Kassetten vor Ort auf.

Saalesparkasse reagierte nach Einbruch sofort

Unklar ist, ob es die Verbrecher  gezielt auf einzelne Schließfächer abgesehen hatten oder es sich um Zufallstreffer handelt. Die Polizei verweist auf ihre Untersuchungen und wertet zudem die Aufnahmen der Überwachungskameras aus. Ob das Bildmaterial verwertbar ist, konnte zunächst niemand sagen.

Die Saalesparkasse hat umgehend reagiert und die Sperrung sowie den Austausch der Karten aller weiteren Nutzer der Schließfächer veranlasst. „Kunden müssen nichts unternehmen. Wir werden sie schriftlich über Details und den Ablauf des Kartentauschs informieren“, erklärt Germer. Die beiden Tresoranlagen sind in der Zwischenzeit zwar wieder in Betrieb, können aber nur nach Absprache mit dem Personal in den jeweiligen Filialen betreten werden. Welche Konsequenzen sich aus dem Einbruch ergeben und ob ein  neues Sicherheitssystem zur Selbstbedienung erforderlich ist, kann die Bank noch nicht einschätzen. Man warte die Ermittlungen zum Tathergang ab.

Die automatischen Tresore gibt es seit 20 Jahren. 2010 seien sie modernisiert worden, so die Saalesparkasse. Zur Schadensregulierung mit den betroffenen Kunden hält sich das Kreditinstitut bedeckt. „Diese Dinge werden individuell besprochen“, sagt Germer. Aus gutem Grund. Mit dem Nutzungsvertrag für einen Safe haben die Kunden auch individuelle Versicherungen abgeschlossen, die sich nach dem Wert des Inhalts richten.  Was die Nutzer in den Safes deponieren, weiß die Saalesparkasse nicht. Germer: „Das ist Angelegenheit der Kunden.“ (mz)