Saalekreis Saalekreis: Die unterirdische Gefahr bei Zappendorf
Zappendorf/MZ. - Ein umfangreiches Messsystem bei Zappendorf soll künftig Erdstöße aufzeichnen, um die genauen Ursachen für Beben herauszufinden. Allein in den vergangenen Jahren hatte die Erde nahe dem kleinen Saalekreis-Ort mehrfach gebebt, zuletzt im Februar dieses Jahres. Auch 2010 und 2011 hatten Experten Erdstöße registriert. "Wir gehen davon aus, dass die Ursache der Erschütterungen in den Entspannungsvorgängen an geologischen Störungszonen im Umfeld der Schachtanlage des Kaliwerkes Salzmünde zu suchen ist", erklärt Bodo-Carlo Ehling vom Landesamt für Geologie auf MZ-Anfrage.
Mitte Oktober sollen die Einwohner von Zappendorf und dem vor allem betroffenen Ortsteil Müllerdorf über das Ergebnis der umfangreichen Messungen der zurückliegenden Monate informiert werden. Der Gruben-Betreiber GTS aus Teutschenthal, der die Aufsicht über die vielen unterirdischen Schächte hat, will zu einer Informationsveranstaltung einladen.
Bereits am Freitag soll es ein Spitzentreffen mit Vertretern des Landesamtes für Geologie und der Landesanstalt für Altlastenfreistellung geben. Dort soll über die Untersuchungsergebnisse gesprochen werden und vor allem sollen Maßnahmen beratschlagt werden, die die Auswirkungen künftiger Erdstöße mindern könnten.
Derzeit weitet die Betreibergesellschaft GTS ihr seismologisches Überwachungsnetz bis Zappendorf aus, um zukünftig auch kleinste Erschütterungen genau zu lokalisieren und besser verstehen zu können, was sich im Detail unter der Erde abspielt. Durch den bis 1924 betriebenen Bergbau ist die Gegend nicht nur um Zappendorf von Schächten durchzogen.
Alle Erdstöße wurden bislang in geringer Tiefe registriert. Das sei völlig untypisch für tektonische Ereignisse, sind sich Geophysiker sicher. Deswegen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass es einen Zusammenhang mit dem Kali-Bergbau vergangener Tage geben muss.
"Auch in Zukunft können solche Ereignisse nicht ausgeschlossen werden, doch ist mit Schäden für Mensch und Umwelt nicht zu rechnen", so Ehling vom Landesamt für Geologie. Berechnungen seiner Behörde hätten ergeben, dass zukünftige Erschütterungen maximal die Magnitude drei erreichen würden. Nach bisherigen Erfahrungen seien bei so einer Stärke keine Schäden an Gebäuden zu befürchten, so Ehling. Ganz anders 1996 beim Gebirgsschlag in Teutschenthal, wo die Erschütterungen so stark waren, dass auch Häuser in Mitleidenschaft gezogen wurden. Mit so einer Heftigkeit sei bei Zappendorf aber nicht zu rechnen.
Chris Mauf, die mit ihrem Mann im Zappendorfer Ortsteil Köllme eine Fleischerei betreibt, kann sich dennoch gut an vergangenen Februar erinnern. Vor allem an die Aufregung, die sich im Ort nach dem Beben breit gemacht hatte "Ich selbst war gerade im Auto unterwegs. Als ich in die Fleischerei zurückkehrte, fand ich dort meinen Mann völlig unter Schock stehend vor", sagte die Zappendorferin am Mittwoch. Der Fleischer glaubte damals zunächst an eine Explosion in seinem Geschäft. "In Köllme war das Ereignis besonders heftig zu spüren." Auch wenn sich das Beben tief ins Gedächtnis eingebrannt hat: Inzwischen sei es im Ort wieder etwas ruhiger um dieses Thema geworden - bis jetzt.
Zappendorfs Bürgermeister Werner Wittkowsky ist sich der lauernden Gefahr bewusst. "Jederzeit kann etwas passieren", so Wittkowsky. Dramatisieren möchte er die Situation aber nicht. Viele Erschütterungen bemerke man gar nicht, sondern diese würden nur von Messinstrumenten registriert.
Forderungen hat der Bürgermeister dennoch: "Wir als Ortschaft wollen möglichst genaue Vorhersagen und besser über die Situation informiert werden." Das soll offenbar auch künftig geschehen, verspricht die Firma GTS.