S-Bahn im Raum Halle-Leipzig S-Bahn im Raum Halle-Leipzig: Abellio wird ab 2015 neuer Betreiber

Halle/MZ - Paukenschlag im mitteldeutschen Bahnverkehr: Nachdem das Essener Eisenbahn-Unternehmen Abellio zuletzt der Deutschen Bahn die Südharz-Strecken vor der Nase weggeschnappt hat, wird es künftig auch einen Teil des S-Bahn-Verkehrs im Raum Halle-Leipzig betreiben.
In einer europaweiten Ausschreibung erhielt die Tochter der niederländischen Staatsbahn „Nederlandse Spoorwegen“ den Zuschlag, ab Ende 2015 mit eigenen Zügen im Raum Dessau, Halle, Leipzig und Wittenberg (S-Bahn-Netz Teil II) zu fahren. So soll es unter anderem künftig eine S-Bahn aus dem Leipziger City-Tunnel (wird Ende 2013 eröffnet) und Halle geben, die jeweils halbstündlich nach Bitterfeld und von dort mindestens stündlich weiter nach Dessau-Roßlau und Wittenberg fährt. Das teilten die Auftraggeber, das Land Sachsen-Anhalt, der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig und das Land Brandenburg, mit. Das sogenannte S-Bahn-Netz Teil I, es umfasst unter anderem den Südraum von Leipzig, wird von der Deutschen Bahn betrieben. Dies war bereits entschieden.
Neue Züge mit mehr Service
Ab Dezember 2015 sollen auf den Linien nagelneue Züge fahren, ausgelegt für Tempo 160, mit Klimaanlage und Ticketautomat an Bord. Bisher werden auf den Strecken von der Deutschen Bahn teilweise noch alte Doppelstockzüge eingesetzt.
Das Plus an Fahrkomfort und Service verdanken die Bahnkunden weniger Abellio als vielmehr Sachsen-Anhalts Nahverkehrsgesellschaft Nasa. Diese hat in der Ausschreibung hohe Standards für die Züge festgelegt. „Abellio hatte am Ende das beste Paket angeboten“, sagte Nasa-Chef Klaus Rüdiger Malter. Bei der Entscheidung habe zu 80 Prozent der Preis und 20 Prozent die Qualität des Services eine Rolle gespielt. Der Vertrag, der bis 2030 läuft, hat ein Volumen von 1,1 Milliarden Euro. Das Land Sachsen-Anhalt bezahlt damit einen großen Teil des regionalen Zugverkehrs.
Bahn unter Druck
Dass durch das Prestigeobjekt der Deutschen Bahn, dem Leipziger City-Tunnel, künftig auch die Konkurrenz fährt, dürfte im Bahn-Management einigen Ärger auslösen. Öffentlich hält man sich jedoch mit Kritik zurück. „Wir bedauern die Vergabe an ein anderes Eisenbahnverkehrsunternehmen und werden die Entscheidung der Vergabestelle sowie die daraus entstehenden Konsequenzen für unsere Mitarbeiter jetzt sehr genau prüfen“, sagte eine Bahnsprecherin. Ob die Bahn die Vergabe anfechten will, ließ die Sprecherin noch offen. Dies ist rechtlich möglich, noch gibt es eine gesetzliche Wartefrist bis zum Vertragsschluss mit Abellio. Nicht nur in Sachsen-Anhalt steht die Bahn im Regionalverkehr unter Druck. Auch in Thüringen erhielten in der Vergangenheit immer öfter private Eisenbahn-Unternehmen den Zuschlag.
Der Fahrplanwechsel wird im Dezember 2015 durchgeführt und vorerst bis Dezember 2030 gültig sein. Damit werde auch ein neues Fahrplankonzept für die Region eingeführt. Dies beinhaltet:
- S-Bahn-Verbindungen aus dem Leipziger City-Tunnel und aus Halle jeweils halbstündlich nach Bitterfeld und von dort mindestens stündlich weiter nach Dessau-Roßlau und Lutherstadt Wittenberg
- beschleunigter Express-Verkehr von Magdeburg über Dessau-Roßlau nach Leipzig schnelle Direktverbindungen von Magdeburg nach Lutherstadt Wittenberg und zum Teil nach Falkenberg (Elster morgens und nachmittags
- ansonsten weitgehend unverändertes Angebot zwischen Dessau Hbf und Lutherstadt Wittenberg mit Anpassung der Anschlüsse in Lutherstadt Wittenberg auf die ab 2015 geltenden Fahrzeiten der ICE-Verkehre nach Berlin
- neue Direktverbindungen aus dem Raum Jessen über Gräfenhainichen nach Halle und Leipzig
- Ergänzung des RE-Angebots zwischen Falkenberg (Elster) bzw. Lutherstadt Wittenberg und Jüterbog
- verbesserte Anschlüsse an den Fernverkehr in Magdeburg, Leipzig, Halle und Lutherstadt Wittenberg
- sowie neue Linien mit Fahrtenangebot von montags bis freitags.
