Rudern Rudern: Steuerberater auf großer Tour

HALLE/MZ - Philipp Naruhn ist in seiner neuen Ruder-Welt angekommen. Er trainiert nicht mehr tagein, tagaus im gewohnten Rhythmus, er organisiert seinen Sport jetzt weitgehend selbst. Naruhn ist mitten in einem zweijährigen Berufspraktikum in einem Steuerbüro in Halle, davor und danach kümmert er sich selbstständig um seine Trainingseinheiten. „Er bekommt das mit seinem eisernen Willen hervorragend hin. Mit der Erfahrung von fast zehn Jahren Leistungssport weiß er aber auch, was zu tun ist“, sagt Klaus Ritter, sein Heimtrainer vom Ruderverein Böllberg-Nelson.
Ritter hat sich richtig gefreut, als sein Musterschüler Philipp Naruhn am Sonntag den Vorjahreserfolg bei der Langstreckenregatta in Leipzig über sechs Kilometer wiederholen konnte. Das gelang wieder mit seinem Partner Andre Sieber aus Pirna, dennoch war einiges anders. Ritter: „Im Vorjahr fehlte der komplette Achter, weil sie einen anderen Weg der Olympiavorbereitung gewählt hatten. Diesmal war die komplette Nationalmannschaft mit allen noch aktiven Sportlern aus dem Gold-Achter dabei. Der Erfolg zählt also eine ganze Menge.“
Beweisen müssen sich Naruhn und Sieber in zwei Wochen zur deutschen Kleinboot-Meisterschaft in Duisburg. Noch einmal ganz vorn dabei, dann sind sie aus Deutschlands Nationalmannschaft tatsächlich nicht wegzudenken.
Das klingt überraschender, als es tatsächlich ist. Denn Naruhn und Sieber waren eigentlich auch im Vorjahr nach einem perfekten Frühjahr auf Kurs zu Olympia. Dann aber wurde Naruhn durch einen Rippenbruch aus der Bahn geworfen und sah London nur als Ersatzmann.
Das unvollkommene Glück in London hat Naruhn nachdenklich gemacht. Er hätte ebenso gut auch aufhören oder wie sein langjähriger Teamkollege Florian Eichner eine Pause einlegen können. Naruhn aber hat sich anders entschieden. „Das ist ein Neustart unter ganz anderen Voraussetzungen. Ich bin selbst gespannt, wie das ausgeht“, sagt Klaus Ritter.