Rettung für Rote-Liste-Haus Rote-Liste-Haus Halle: Große Märkerstraße 5 zwischen Neubau und Restaurierung

Halle (Saale) - Das Haus ist eine der letzten Wunden in einer gesundenden Altstadt - und bald schon könnte es ein Glanzpunkt werden in der heimlichen Prachtstraße des historischen Zentrums von Halle. Die Rede ist von dem Bürgerhaus in der Großen Märkerstraße 5, dessen Rettung gerade begonnen hat.
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert steht es leer und längst muss die Fassade mit einem flächendeckenden Netz gesichert werden. Doch wer sich dem Haus von der Hofseite her nähert, kann sehen, dass sich nun etwas tut. Nur was?
Bürgerhaus in Halle: Was der Eigentümer mit der Großen Märkerstraße 5 vorhat
Die MZ hat mit dem neuen Eigentümer gesprochen. Christian Eichler heißt er, ist Chef der Leipziger Firma „Facta invest“, hat das Haus im Jahr 2016 von der Stadt gekauft und sich seither um die nötigen Genehmigungen bezüglich der geplanten Arbeiten an dem Baudenkmal gekümmert - eine gelinde gesagt nicht ganz einfache Aufgabe. Dies in „normalen Fristen“ hinzukriegen, so Eichler, „haben wir nicht geschafft“. So waren sogar Präsentationen im Gestaltungsbeirat der Stadt nötig, um die Pläne zu erläutern und abzustimmen.
Was Eichler vor hat, ist eine Mischung aus Denkmalsanierung im Vorderhaus des Areals, zu dem auf der Hofseite auch die Fläche eines bereits Mitte der 1990er Jahre abgerissenen Hauses in der Kleinen Märkerstraße 9 gehört. An seiner Stelle und dort, wo derzeit noch Reste des Seitenflügels stehen, soll ein Neubaukomplex entstehen: 15 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 1.550 Quadratmeter sind im Neubau geplant, sechs Wohnungen auf 650 Quadratmeter im denkmalgerecht zu sanierenden Vorderhaus.
Bürgerhaus in Halle: Rundgang durch die Große Märkerstraße 5
Die Mischkalkulation - und so quasi dei Quersubventionierung - mache das Projekt überhaupt erst möglich, erläutert Eichler den finanziellen Haken an dem höchst aufwändigen Vorhaben.
Und ein Rundgang durch das alte Bürgerhaus bestätigt, wie immens die Aufgabe ist: Für die Große Märker 5 war es praktisch schon 5 nach 12. Auf Halles Roter Liste der akut gefährdeten Denkmalhäuser steht sie ganz weit oben. Insbesondere „das Versäumnis, 25 Jahre lang das Dach nicht mal abgedichtet zu haben“ - wie Eichler kopfschüttelnd konstatiert - ziehe nun einen immensen Mehraufwand bei der Sanierung und Restaurierung nach sich.
Bürgerhaus in Halle: Zu retten gilt es in der Großen Märkerstraße 5 allerlei sehr Wertvolles
Denn zu retten gilt es allerlei sehr Wertvolles, an dem eine bewegte Bau- und Umbaugeschichte des Hauses ablesbar ist. 1549 gilt als die früheste Datierung, sichtbar an der Rückseite des Gebäudes, während über dem Portal an der vorderen Fassade ein grundlegender Umbau aus dem Jahr 1717 dokumentiert ist. So sind in dem Haus reiche Spuren von Renaissance, Barock, Rokoko, Klassizismus und schließlich auch Jugendstil - etwa rund um die Kamine in der oberen Etage - zu entdecken.
Vieles von dem zu bewahren oder wieder sichtbar zu machen, wird die schwierigste Aufgabe bei der Sanierung des Haues werden. Etliches an Stuck-, Türen- und Deckenelemente aus dem zum Abriss freigegebenen Seitenflügel ist dort bereits geborgen worden, um nach einer Restaurierung dann im Vorderhaus wieder eingebaut zu werden. Auch eine komplette Decke, die zum ältesten Bestand des Hauses zählen dürfte, und komplett mit Putz überdeckt war, soll wieder freigelegt und in ihrem Urzustand nahegebracht werden. Für die Außenfassade des Vorderhauses wird inzwischen allerdings ein Rosa-Farbton favorisiert.
Als Nutzung ist nach langen Überlegungen nun ausschließlich Wohnen vorgesehen. Denn, so Bauherr Christian Eichler: „Die vielfachen Vorschriften bei gewerblicher Nutzung“ seien kaum mehr zu vereinbaren mit Charakter eines Baudenkmal - und mit „der Ehrfurcht davor“. (mz)



