Neues Kinderbuch aus Halle Roman aus Halle (Saale) für Kinder: Ein Sklave wird Professor
Halle (Saale) - Einer muss immer der Erste sein. Aber dieser Erste ist durchaus nicht immer der, der immer der Erste sein will. Am Ende schafft den Durchbruch vielleicht doch mal einer von den Stillen, den Geduldigen aber Beharrlichen ... - kurz, ein Typ Mensch, wie die hallesche Autorin Dagmar Petrick sie liebt - oder besser gesagt, wie sie sie am liebsten schreibend zum Leben erweckt: Einen, wie es der kleine Robin (Held ihres letzten Buchs „Robin und die Farben der Bordsteine“) war, der als Elfjähriger in die schlimmsten Wirren des Nordirlandkonflikts (1990) gerät und dennoch den Kopf oben behält.
Doch für ihr neues Kinderbuch (ab 10 Jahren) hat sich die erfolgreiche Autorin einen besonders krassen Tiefstart ausgesucht: Die übrigens historische Geschichte eines Mannes, der vor reichlich eineinhalb Jahrhunderten in Amerika noch als Sklave geboren wurde - und dem sein bemerkenswerter Lebenslauf also nicht gerade vorgezeichnet war.
Doch zumindest einen berühmten Namen, der nach dem ersten Präsidenten der USA klingt, trägt dieser George Washington Carver. Aber dieser Name weist hier nur auf den „Besitzer“ des unfrei geborenen Jungen hin.
Roman aus Halle für Kinder handelt vom Bürgerkrieg in den USA
Doch dann überschlugen sich in den USA die Ereignisse: Dem Bürgerkrieg, in dem es nicht zuletzt um die Abschaffung der Sklaverei ging, folgten die einzelnen Schritte der Emanzipation der einst aus Afrika Verschleppten und ihrer Nachfahren: formale Unabhängigkeit, volle Staatsbürgerschaft, das Wahlrecht ... Doch bis einer der Ihren, Barack Obama, es zum Präsidenten der USA schaffen sollte, vergingen noch 141 Jahre. Und die waren immer wieder geprägt durch Zurücksetzungen und Ungerechtigkeiten vieler Art.
Dass (und wie genau) man freilich auch unter derart schlechten Bedingungen durchstarten kann, will Dagmar Petrick in ihrem Buch zeigen. Und die studierte Theologin und Theaterwissenschaftlerin, die selbst Mutter von vier Söhnen ist, zeigt es auf eine vielleicht auch für ganz andere Verhältnisse exexemplarische Weise. Wie sie erzählt, wie der Junge das für ihn noch geltende Verbot von Bildung an normalen Schulen zu umgehen weiß, ist wohl allein schon des Lesens wert: Heute, in einer Zeit, da viele Kinder und junge Leute um ihre Bildungsmotivation gelinde gesagt erst ringen oder dabei sogar aufwendig unterstützt werden müssen. Der Held Carver würde sich wundern!
Dagmar Petrick schreibt einen Roman für Kinder
Dagmar Petricks Buch zeichnet, so viel sei hier schon mal angedeutet, einen erstaunlichen Weg nach: Held Carver wird vom Sklaven (über höchst anstrengende Umwege freilich) zum Professor. Und er gibt das, was er sich selbst so mühsam hat erkämpfen müssen, weiter und engagiert sich vielfältig für die Verbesserung der Bildungs-Chancen von Schwarzen in den USA seiner Zeit.
Und er schafft es dank seinem Fleiß und Forschergenie, etwas mit seinem Namen zu verbinden, das diesem neuen Buch den Namen gegeben hat. „Ein Professor für die Erdnuss“. Und damit avanciert der Mann nicht nur einfach zum Antidiskriminierungshelden, sondern zugleich auch noch zu einem Vorreiter für einige andere Themen, die - Stichwort Ökologie - mit der Ressourcen sparenden Produktion von Nahrungsmitteln und also auch Nachhaltigkeit heute ebenfalls hoch im Kurs stehen und viele Leute landauf, landab und weltweit bewegen.
Auf dieses große Thema Erdnuss stößt der Held aber eher zufällig, was seiner Autorin, (die nach langer Recherche aufgeschrieben hat, „wie es hätte gewesen sein können“) einen schönen, verallgemeinernden Merksatz entlockt: „Auf manche Schätze“, schreibt sie, „muss man erst gestupst werden, selbst wenn sie vor der Nase liegen.“
››Dagmar Petrick, „Ein Professor für die Erdnuss“, Neukirchener Verlag, 12.99 Euro. Lesung am Donnerstag, 15. März, 12.30 Uhr, auf der Leseinsel der Leipziger Buchmesse, Halle III, Stand A 200. (mz)