Rocker-Prozess in Halle Rocker-Prozess in Halle: Anführer der "Chicanos" schweigt vor Gericht

Halle (Saale)/MZ - Um Drogenhandel und Waffen geht es in einem neuen Prozess, der am Montag gegen den früheren Präsidenten des Rockerclubs „Chicanos“ vor dem Landgericht Halle eröffnet wurde. Seit Jahren gilt Halle als Brennpunkt bei Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Rockerbanden um ihre Vorherrschaft in der Prostitutions- und in der Türsteher-Szene. Rechtskräftig verurteilt ist bereits ein 39-Jähriger, der als mutmaßliches Mitglied der „Bandidos“ den Präsidenten des rivalisierenden Klubs „Underdogs MC“ angeschossen hat - er wurde zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt.
Der 22-jährige Florian Z. soll 2012 im größeren Umfang mit Marihuana gehandelt haben, zudem wurde bei einer Hausdurchsuchung im gemeinsamen Klubhaus der Bandidos und Chicanos in der Merseburger Straße eine Waffe gefunden. Und auch in der damaligen Wohnung des Angeklagten, die sich über den Klubräumen befand, wurden eine Waffe und Munition von der Polizei sichergestellt.
Der Angeklagte schweigt
Zu den Vorwürfen der Anklage schwieg der 22-Jährige. Lediglich zu seiner damaligen Lebenssituation sagte er etwas: „Ja, ich war auch zwei oder drei Monate Präsident der Chicanos, danach hat sich der Klub aufgelöst.“ Der Arbeitslose hatte nach seiner Aussage etwa drei Jahre über den Räumen der Rockergang gewohnt und per Videoüberwachung kontrolliert, wer dort ein und aus geht.
Verteidiger Mario Müller zweifelt in dem Verfahren die Rechtmäßigkeit der Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten vom Juni 2012 an. Denn der Durchsuchungsbeschluss habe sich nur auf die Räume des Rockerclubs bezogen - nicht aber auf die Privatwohnung seines Mandanten. Sollte dies so sein, könnten alle Beweismittel möglicherweise nicht verwertet werden.
Doch die damals verantwortlichen Polizeibeamten sahen das anders: Da es einen Hinweis darauf gegeben habe, dass im Rockerclub Schusswaffen vorhanden sind, habe ein Sondereinsatzkommando zunächst die Sicherheit herstellen müssen. Da die Beamten von der Wohnungstür aus eine Waffe auf dem Tisch bei dem „Chicano“-Boss liegen gesehen haben, sei die Durchsuchung der Wohnung gerechtfertigt gewesen.
