Umbenennung Robert-Koch-Schwimmhalle Robert-Koch-Schwimmhalle in Halle: Ehrung für Paul Biedermann fällt ins Wasser

Halle (Saale) - Paul Biedermann schiebt seinen Stuhl nach hinten, steht sichtlich enttäuscht auf und verlässt fluchtartig den Wappensaal des Stadthauses. Dort tagt am Dienstagabend der Sportausschuss der Saalestadt. Halles Schwimmstar verabschiedet sich von den Mitgliedern des Ausschusses nicht - er will nur raus.
Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) folgt ihm nach draußen. Einige Sekunden zuvor hatten die Mitglieder des Sportausschusses eine Umbenennung der Robert-Koch-Schwimmhalle in Paul-Biedermann-Schwimmhalle abgelehnt. „Ich nehme die Entscheidung des Sportausschusses zur Kenntnis und möchte mich nicht weiter dazu äußern“, sagte Biedermann der MZ einen Tag nach der Entscheidung.
Keine Ehrung für Paul Biedermann: OB Wiegand bezeichnet Diskussion als „beschämend“
Oberbürgermeister Wiegand fand die Diskussion „beschämend“, wie er der MZ mitteilte. Der Verein „Hauptsache Halle“, der den OB bei der kommenden Kommunalwahl unterstützt, prüft einen Bürgerentscheid zur Kommunalwahl, teilte Stadtsprecher Drago Bock mit. Wiegand will auch weiterhin an den Plänen, die Robert-Koch-Schwimmhalle in Paul-Biedermann-Schwimmhalle umzubenennen, festhalten. Der Hauptausschuss berät dazu noch einmal in der kommenden Woche - abschließend entscheidet der Stadtrat.
Paul-Biedermann-Schwimmhalle für Halle?: So hitzig lief die Debatte im Sportausschuss ab
Der Abstimmung am Dienstag ging eine hitzige und teils laute Diskussion voraus. Die Fraktion der Mitbürger brachte einen Änderungsantrag ein. „Eine Tafel mit Hinweisen zu Paul Biedermann und ein Stipendium für Jugendliche mit seinem Namen finden wir angemessener“, erklärte Regina Schöps von den Mitbürgern. Dass die Verdienste von Paul Biedermann gewürdigt werden müssen, betonten indes alle Ausschussmitglieder. „Wir lehnen eine Umbenennung ab. Wir erkennen seine Erfolge an, wollen aber ein anderes Verfahren“, sagte Katja Müller von den Linken.
Sie gab vor allem Wiegand die Schuld an der „Misere“, da dieser den Vorschlag über die Presse kundgegeben hatte. „Immer wenn die Linken nicht weiter wissen, ist der OB schuld“, so Wiegand. Der Ausschussvorsitzende Fabian Borggrefe (SPD) ging dazwischen: „Wir sollten das Thema nicht beschädigen und zwischen den Lagern zerreißen.“
Paul Biedermann über Schwimmhalle: Wichtiges Signal an den Deutschen Olympischen Sportbund
Biedermann verfolgte das Geschehen aufmerksam, später sollte er sich selber in die Diskussion einbringen. „Es ist nicht leicht, sowas über einen selber zu hören“, sagte Biedermann. Er habe einer potenziellen Umbenennung damals zugestimmt, weil er da schon wusste, dass der Leistungsstützpunkt in Halle nicht gehalten werden kann.
„Für mich wäre das eine Würdigung, die aber nichts mit Personenkult zu tun hat“, so Biedermann. Es ginge nicht um ihn, sondern um das gesamte Team, das ihn während der Karriere begleitet habe. Es sei auch ein wichtiges Signal an den Deutschen Olympischen Sportbund, dass es mit dem Schwimmen in Halle weitergehe. Die Stipendiums-Idee fand er „reizvoll“. (mz)