Robert Blum Robert Blum: Theatermensch und Barrikadenkämpfer
Halle (Saale)/MZ. - Seit gestern Nachmittag trägt das Straßenschild der Robert-Blum-Straße ein Zusatzschild: "Robert Blum (1807-1848) Schriftsteller, Verleger, demokratischer Politiker in der Revolution 1848" steht darauf zu lesen. Spender sind Elisabeth Köhler sowie Ulrich und Hannelore Zerjeski. Die beiden Frauen sind Schwestern, und alle drei wohnen im selben Haus in der Robert-Blum-Straße. Doch an dem Sponsoring für das Straßenschild waren noch weitere Personen aus der Familie beteiligt, nämlich die Kinder der Spender, Christian und Katharina Köhler sowie Markus Zerjeski, die ihren Eltern die Spende für das Zusatzschild vergangenes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatten.
Dass die Robert-Blum-Straße ein Zusatzschild bekam, ist außergewöhnlich, denn Blum hatte keine Beziehung zu Halle. Dabei hat es sich die Bürgerstiftung auf die Fahnen geschrieben, vorwiegend Straßenschilder mit Zusatzinformationen zu versehen, deren Namensgeber etwas mit der Saalestadt zu tun hatten. Doch bei so viel Familienengagement mache die Bürgerstiftung schon mal eine Ausnahme, begründete Ulrike Rühlmann von der Bürgerstiftung. Jedes Jahr gebe es ein paar solcher Abweichungen von der Regel.
Dass das Zusatzschild gerade gestern angebracht wurde, hat einen guten Grund: Robert Blums Geburtstag war der 10. November. Sein Todestag - er wurde bei den Barrikadenkämpfen der 48er Revolution bei Wien gefangen genommen und wenige Tage später erschossen - ist der 9. November.
"Robert Blum, der aus sehr einfachen Verhältnissen kam, hatte ein zwar kurzes, aber sehr facettenreiches Leben", sagte Hartmut Gorgs, der bei der Anbringung des Zusatzschilds über das Leben und Wirken Blums sprach. "Wie spannend sein Leben war, habe ich erst bei der intensiven Beschäftigung für das Zusatzschild festgestellt", so Gorgs.
Gorgs Familie kam 1954 nach Halle und wohnte in der Schleiermacherstraße. "Damals wusste ich weder, wer Schleiermacher, noch wer Blum war. Als Kind interessierte uns nur die Kreuzung beider Straßen, denn dort spielten wir gern Fußball", sagte er. Später habe er in einem Geschichts-Schulbuch zwei Abbildungen entdeckt, die Blum als Barrikadenkämpfer und bei seiner Erschießung zeigten.
Dabei gibt es viel über Robert Blum zu sagen: 1807 in Köln geboren, arbeitete Blum zunächst in verschiedenen handwerklichen Berufen, ehe er als Theaterdiener am Stadttheater Köln eine Stelle bekam. Später wurde er Theaterassistent. Mit dem Theater war er (ab 1832 in Leipzig) bis 1847 eng verbunden. Als Schriftsteller geriet er fast gänzlich in Vergessenheit. Einzig ein sechsbändiges Theaterlexikon, für das er mehr als 70 Artikel beisteuerte, ist noch heute bei Kennern der Branche bekannt.
Blum war zudem ein geschickter Rhetoriker und politisch engagiert. "Er gilt als populärster deutscher Politiker der 1848er Revolution, der es durch seine Herkunft verstand, dem einfachen Volk die Dinge anschaulich und verständlich zu erklären", meinte Gorgs. Herausragende Punkte in seinem Leben sind zudem sein Wirken als Leiter des Deutsch-Katholischen Konzils in Leipzig im Jahr 1845 und seine Wahl in die Frankfurter Nationalversammlung, wo er als Führer der gemäßigten Linken galt.