Richard-Wagner-Straße Richard-Wagner-Straße: An marodem Haus stürzt Gaube ab

HALLE/MZ. - Zwei Einstürze, die sich kurz hintereinander ereigneten, haben die Diskussion um die Gefahr durch marode Häuser in Halle weiter angefacht. Am Montag stürzte vom leer stehenden Wohnhaus in der Franz-Schubert-Straße 9 eine Dachgaube ab. Nur durch Glück wurde niemand verletzt. Zuvor war Sonntagabend in der Richard-Wagner-Straße die Dachgeschossdecke eines alten Hauses eingefallen.
Der Besorgnis erregende Zustand des Baudenkmals in der Franz-Schubert-Straße erhitzt schon lange die Gemüter. So gab es am Heißen Draht der MZ mehrfach Kritik von Lesern, die eine langfristige Lösung für das Objekt forderten. Weil immer wieder Teile heruntergefallen waren, ist der Gehweg vor dem Haus seit Monaten gesperrt. Am Montag nun krachte die Gaube auf den Gehweg und auf die Straße. Das Ordnungsamt hat inzwischen die Absperrung erweitert; neben dem Gehweg ist auch die Straße nur noch einspurig nutzbar. Am Haus parkende Autos wurden zur Sicherheit abgeschleppt.
Laut Bauordnungsamts-Leiter Günter Hannuschka bekommt der Eigentümer eine Frist bis zum 21. Juni, das Haus zu sichern. "Kommt er dem nicht nach, werden wir die Arbeiten selbst beauftragen", sagte Hannuschka. Ihm zufolge ist die Situation rund um dieses Objekt kompliziert: Das Rathaus habe nur über den Bruder Kontakt zum Eigentümer. Letzterer sei zudem noch nicht im Grundbuch eingetragen und somit noch gar nicht voll handlungsfähig.
Der Deckeneinsturz in der Wagnerstraße hatte große Behinderungen im Straßenbahnverkehr ausgelöst. Weil die Havag die Spanndrähte ihrer Fahrleitungen an dem Haus installiert hatte, mussten sie abgebaut und am Nachbargebäude angebracht werden. Deshalb gab es bis Montagvormittag auf den Linien 6 und 7 Ersatzverkehr.
Mit den neuerlichen Einstürzen setzt sich in Halle eine regelrechte Serie fort. Erst vorige Woche war eine alte Werkhalle in der Turmstraße eingefallen. Unterdessen haben sich zahlreiche Leser auf den MZ-Aufruf gemeldet und weitere Gefahrenstellen genannt. Dabei spielte auch die Franz-Schubert-Straße 9 eine Rolle. "Schon oft haben wir die Stadt gebeten, den Missstand zu verbessern. Leider ohne Erfolg", schrieb Ralf Günther. "Die Hinweise der Leser nehmen wir ernst und werden ihnen in jedem Einzelfall nachgehen", versprach Hannuschka. Er bekräftigte aber seinen Standpunkt, keinen Bedarf für intensivere Aktivitäten seines Amtes zu sehen. Dass bei den Abstürzen nichts passiert sei, sei auch den Sicherheitsvorkehrungen seiner Behörde zu danken. Das Kontrollteam sei mit fünf Mitarbeitern gut besetzt. Finanziell gebe es keine Probleme, wenn die Stadt an alten Häusern einschreiten müsse. Es stünden zwar nur 150 000 Euro im Haushalt. Für die Gefahrenabwehr werde der Rahmen notfalls erweitert.
