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Raubgräber aus Querfurt Raubgräber aus Querfurt: Mann wollte Schätze aus Bronzezeit bei Ebay verhökern

Von Oliver Müller-Lorey 17.11.2018, 09:00
Die bedeutendsten Objekte sind eine Bronzetasse und drei Anhänger.
Die bedeutendsten Objekte sind eine Bronzetasse und drei Anhänger. Silvio Kison

Halle (Saale) - Im Internet-Auktionshaus eBay, eingestellt zwischen alten Elektrogeräten, Büchern und abgetragener Kleidung, wollte der Raubgräber seinen Schatz zu Geld machen. Dazu gehören eine rund 3.100 Jahre alte Bronzetasse, drei Anhänger und Schnallen eines Pferde-Zaumzeugs. Der Preis: Verhandlungsbasis. Der wissenschaftliche Wert: unermesslich.

Mit dem Verkauf wären der Wissenschaft für immer wertvolle Informationen verloren gegangen, doch der Polizei ist im Herbst dieses Jahres ein spektakulärer Schlag gegen den Mann aus Querfurt gelungen, der die Gegenstände im südlichen Saalekreis erst ausgebuddelt und dann angeboten hat. Am Freitag informierten Polizeisprecherin Antje Hoppen und Landesarchäologe Harald Meller im Landesmuseum für Vorgeschichte, wo die Gegenstände inzwischen lagern, über die Ermittlungen und die Bedeutung des Schatzes.

Fund im südlichen Saalekreis

Ein ehrenamtlicher Denkmalpfleger hatte das Angebot in der zweiten September-Hälfte auf der Website gesehen und war skeptisch geworden. Er meldete seine Beobachtung dem Landesamt für Bodenkunde und Denkmalpflege, das Anzeige beim Landeskriminalamt erstattete. „Bei einer Durchsuchung der Wohnung des 37-jährigen Querfurters am 11. November wurde unter anderem die Bronzetasse sichergestellt. Die ist selbst uns Laien aufgefallen“, sagte Hoppen.

In der Wohnung habe man auch eine Sonde, also einen Metalldetektor, und weitere Ausgrabungsgegenstände gefunden, etwa eine Einkaufstüte voller Münzen. Insgesamt hortete der Mann rund 100 archäologisch bedeutende Gegenstände - die Münzen nicht eingerechnet. „Der Beschuldigte hat zum Teil Einlassungen gemacht und angegeben, dass er die Dinge im südlichen Saalekreis gefunden habe“, so Hoppen.

Tasse mit antikem Vorbild

Weil wissenschaftlich wertvolle Schätze laut Gesetz dem Land Sachsen-Anhalt gehören, habe sich der Mann der Unterschlagung schuldig gemacht. Ihn erwarte eine Strafe von bis zu zwei Jahren Haft oder 500.000 Euro. Bereits das Suchen mit Sonden sei verboten, wenn man nicht gerade einen Autoschlüssel oder Ring wiederfinden möchte.

Meller zog eine Parallele zur Himmelsscheibe von Nebra, die im Jahr 1999 ebenfalls von Raubgräbern gefunden worden war und auch aus der Bronzezeit stammt. Meller hatte sich damals als Kaufinteressent ausgegeben und den Hehler überführt. „Das hier ist zwar keine zweite Himmelsscheibe, aber auch ein schöner Fund. Wenn die Himmelsscheibe Champions League ist, ist der Fund jetzt Bundesliga“, sagte er. Die Tasse sei etwa im Jahr 1.100 bis 1.000 vor Christus im Gebiet des heutigen Bayern, die Anhänger im heutigen Ungarn geschmiedet worden.

Ihren Ursprung hatten solche Tassen in der griechischen Antike, wo Helden aus goldenen Exemplaren tranken. In Mitteleuropa habe man sich daran orientiert und solche Tassen aus Bronze nachgeschmiedet. „Das Verfahren war sehr aufwendig und konnte nur von Spezial-Handwerkern durchgeführt werden“, so Meller. Im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt habe man die Tassen und das Zaumzeug als Opfergabe im Boden vergraben.

„Die Geschichte können wir heute nur erzählen, weil die Dinge zusammen gefunden wurden. Wenn sie einzeln verkauft worden wären, wäre das nicht möglich gewesen“, sagte er. Er warnte eindringlich davor, selbst nach Schätzen zu graben. Das sei nicht nur illegal, sondern man schade auch der Wissenschaft und beschädige die Fundstücke. „Es gibt Hobby-Archäologen genauso wenig wie Hobby-Chirurgen.“ Das Handwerk solle man lieber Experten überlassen, die ihre Kunst jahrelang studieren. (mz)

Die etwa 100 Funde wurden auf einer Pressekonferenz im Landesmuseum präsentiert.
Die etwa 100 Funde wurden auf einer Pressekonferenz im Landesmuseum präsentiert.
Silvio Kison