Rätselhaftes Stadtwappen Rätselhaftes Stadtwappen von Halle: Mondsichel oder Pfanne - was ist da eigentlich zu sehen?
Halle (Saale) - Vor 50 Jahren sind die ersten Menschen auf dem Mond gelanden. Die Hallenser dagegen haben seit mehr als 600 Jahren ihren eigenen Mond. Oder doch nicht? Was zeigt das Stadtwappen von Halle wirklich?
Der 20. Juli 1969 (amerikanische Zeit) ging in die Geschichte der Raumfahrt ein: An diesem Tag betrat der amerikanische Astronaut Neil Armstrong als erster Mensch den Mond.
Alle Welt richtete seine Augen damals auf den mystischen Himmelskörper. Und der hat die Menschheit von jeher zu Spekulationen und Metaphern angeregt - ob nun der vielbesungene „Mann im Mond“, Pink Floyds erfolgreichstes Album „The Dark Side of the Moon“ oder Mark Twains Aphorismus über die dunkle Seite, die - wie der Mond - jeder Mensch habe, aber niemandem zeige ...
Die Hallenser dagegen haben seit mehr als 600 Jahren ihren eigenen Mond. Und den zeigen sie - vergoldet im Ratssaal, versteinert in der Moritzburg oder rot-weiß gehalten an den Stadteingangstoren - gerne her: Er prangt in voller Schönheit als nach oben geöffnete Sichel auf Halles Stadtwappen, umrahmt von einem größeren und einem kleineren Stern. Doch handelt es sich nun tatsächlich um den guten alten Mond?
„Um das zu klären, ist schon viel Tinte verschrieben worden“, sagt Stadtgeschichtsschreiber Erich Neuß, der sich schon 1955 in einer Schriftenreihe der Moritzburg mit Halles Stadtwappen beschäftigt hat.
Die Forschungen würden dabei bis ins Jahr 1327 reichen. Demnach zeigen die Siegel sowohl der Berg- als auch der Talschöffen, in jenem Jahr angehängt an einen Friedensvertrag der Stadt Halle mit Heinrich von Nordhausen, „eyn helm, uf dem helme eyn halbin monde, unde uff dem halbin monde ein stern“ - und damit den Vorläufer des heute noch gebrauchten Wappens.
Das Mittelalter war „wappenfroh“: Ob Ritter oder Bauer - jeder hatte eins
Das Mittelalter, so Neuß, war „wappenfroh“: Ob Ritter oder Bauer - jeder hatte eins. Und oftmals habe sich die Sage der Wappen bemächtigt, wenn man sich Herkunft und Bedeutung nicht mehr habe erklären können. So auch in Halle, wo es bis heute keinerlei Nachweise über die Bedeutung des Wappens gibt.
Mit dem 15. Jahrhundert hatte der Hallische Rat jenes Schöffensiegel nicht nur für seine Urkunden übernommen, sondern es alsbald zum Hoheits- und Eigentumszeichen erhoben. Ab da tauchte es überall auf: auf Amtsbüchern, an öffentlichen Gebäuden, auf Stadttoren.
Das älteste noch erhaltene Stadtwappen übrigens ist noch heute im Besitz der Moritzburg. Es stammt aus der Zeit um 1500 und soll sich laut Heiner Lück ursprünglich in der Stadtmauer in der Nähe der Neumühle befunden haben.
Heiner Lück hat sich ausführlich mit halleschen Stadtwappen beschäftigt
Lück, Jura-Professor an der halleschen Universität und Autor mehrerer Bücher zu Halles Stadtgeschichte, hat sich ausführlich auch dem halleschen Stadtwappen gewidmet und mehrere Deutungsversuche beschrieben.
So auch die Annahme, „bei den Wappenfiguren Mondsichel und Sterne handele es sich um eine stilisierte Salzpfanne und um Salzkristalle“, so Heiner Lück in seinem Beitrag „Siegel und Wappen der Stadt Halle“ im ersten Band „Geschichte der Stadt Halle“.
Diese Interpretation sei zwar bis heute sehr populär, doch nicht nur nach Meinung Lücks falsch. „Diese Auffassung steht völlig losgelöst vom stadtgeschichtlichen Kontext“, so Lück, der weitere Gegenargumente anführt.
Stadtwappen Halle (Saale): Pfanne oder Mond?
Abschließend könne man die Frage „Siedepfanne oder Mond?“ bis heute nicht beantworten, sagt auch Matthias Beyrow. Der Potsdamer Professor für Corporate Identity und Design erwähnt Halles Wappen in seinem Fachbuch „Städte und ihre Zeichen“ als außergewöhnlich - eben wegen der Unklarheit seiner Deutung.
„Gerade dieses Uneindeutige und Assoziationsreiche daran ist doch wunderbar“, meint er. Also: Freuen wir uns als Hallenser, ein ganz besonderes Wappen zu besitzen. (mz)