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Prozess am Landgericht Halle Prozess am Landgericht Halle: Der Millionen-Schwindel

11.02.2016, 07:05
Justitia.
Justitia. Symbol/DPA Lizenz

Halle (Saale) - Sind sie Betrüger oder selbst hereingelegt worden? Vor dem Landgericht Halle müssen sich seit Mittwoch drei Männer verantworten, die als Finanzberater zwischen 2006 und 2009 für insgesamt knapp 1,4 Millionen Euro Wertpapiere an Anleger verkauft haben sollen, obwohl die faktisch wertlos waren.

Laut Anklage haben sie sogenannte Partizipationsscheine für eine damals in der Schweiz angemeldete, inzwischen aber gelöschte Aktiengesellschaft namens Dynatrust vertrieben und dafür Provisionen von bis zu 380.00 Euro kassiert. Über Dynatrust sollte das Geld in einen Fonds investiert werden, Geldgebern wurden Renditen um die 1,5 Prozent pro Monat versprochen. Mit Partizipationsscheinen können Anleger am Gewinn eines Unternehmens beteiligt werden. Dass mit den Scheinen in diesem Fall etwas nicht stimmen kann, war aus Sicht der Staatsanwaltschaft aber erkennbar: Im frei zugänglichen Handelsregister sei für Dynatrust gar kein Partizipationskapital eingetragen gewesen.

Aufgeflogen war das Geschäft spätestens mit einer Razzia im Januar 2011: Nach monatelangen Ermittlungen durchsuchten Fahnder damals Wohn- und Geschäftsräume in mehreren Bundesländern - unter anderem die des Dynatrust-Direktors in Wittenberg. Statt in den Fonds, erklärten die Fahnder damals, sei das meiste Geld der Anleger in ein verzweigtes Unternehmensnetz geflossen - vermutlich für spekulative Währungsgeschäfte. Bereits 2011 wurde der Dynatrust-Direktor zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt, die er nach Behördenangaben inzwischen abgesessen hat. Das Landeskriminalamt sprach zwischenzeitlich von 800 Opfern.

Die drei jetzt angeklagten Männer aus Bayern und Sachsen waren als Vermittler für das Unternehmen tätig. Sie bestritten zum Prozessauftakt zwar nicht den Vertrieb der Wertpapiere. „Ich war aber zu 100 Prozent überzeugt, dass da gar kein Risiko besteht“, sagte einer von ihnen. Die beiden anderen Männer äußerten sich ähnlich. Sie hätten sowohl bei Wirtschaftsprüfern als auch bei der Schweizer Finanzaufsicht nachgefragt, ob irgendetwas gegen Dynatrust vorliege - das sei jeweils verneint worden. Dass die Partizipationsscheine im Handelsregister hätten stehen müssen, sei ihm nicht bekannt gewesen, so ein Angeklagter. Auch er selbst und Familienmitglieder hätten investiert - „es kam ja nie etwas Anrüchiges rüber“. Das Geld der Anleger ist weg - angeblich liegt es bei einer Bank im Ausland. Ein Angeklagter erklärte, es gebe Bemühungen, es zurückzuholen. Ein mutmaßlicher Hintermann ist untergetaucht.

Für den Prozess hat die Wirtschaftsstrafkammer des Gerichts 15 Termine bis Ende März angesetzt. Von den eigentlich 112 Zeugen soll aber nur ein Teil vernommen - die Opfer mit den größten Verlusten. Bei einer Verurteilung hält die Kammer Strafen von bis zu dreieinhalb Jahren für denkbar. (mz/lö)