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Prozess am Amtsgericht Halle Prozess am Amtsgericht Halle: Brandstifter von Morl gesteht

Von Jan Schumann 26.10.2015, 15:49
Bild vom Tatort: Im März 2014 brannte ein Baucontainer bei laufendem Kita-Betrieb vollständig aus.
Bild vom Tatort: Im März 2014 brannte ein Baucontainer bei laufendem Kita-Betrieb vollständig aus. HASCHKE Lizenz

Petersberg/Halle (Saale) - Die Tatwaffen waren ein Feuerzeug und eine Plastikflasche mit Benzin: Weil ein 32-jähriger Feuerwehrmann aus Morl (Gemeinde Petersberg) einen Baucontainer der Kita „Knirpsenland“ anzündete, saß er am Montag auf der Anklagebank des Amtsgericht Halles. Die Tat im März 2014 hatte für Aufruhr in dem Ort gesorgt. Bei laufendem Kita-Betrieb war der Material- und Toiletten-Container in Flammen aufgegangen. Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklageschrift von einem Gesamtschaden von rund 38.500 Euro aus.

Geständig und geläutert - so präsentierte sich der 32-jährige Angeklagte am Montag beim Prozess. Er sei zu dieser Zeit schwer alkohol-abhängig gewesen, habe einen Kasten Bier am Tag gebraucht. Am Tag des Brandes sei er gegen elf Uhr zur Kita gefahren, „dort habe ich etwas Stroh an den Container gelegt, Benzin drüber gegossen und angezündet.“ Dann fuhr er davon. „Fünf Minuten später ging der Feuerwehr-Pieper los. Dann bin ich zur Wache gefahren.“

Klare Fakten, unklares Motiv

Die Fakten klar, das Motiv im Dunkeln: Die Erklärung für die „sinnlose“ Tat, wie selbst seine Anwältin sagte, blieb der Angeklagte bis zur Urteilsverkündung schuldig. Er habe sich „einsam gefühlt“, zu dieser Zeit, sei überfordert gewesen „mit der Erziehung seiner beiden Söhne“, um die er sich allein habe kümmern müssen. Die Frage nach dem Warum blieb dennoch offen. „Feuerwehr-Einsätze hatten wir genug zu dieser Zeit.“ Jedenfalls, so der Angeklagte, habe er niemandem körperlich schaden wollen. „Ich habe geklinkt und sah, dass niemand im Container war.“

Dass es damals ein Feuerwehrmann aus dem eigenen Ort war, der Stunden nach dem Container-Brand festgenommen wurde, hatte Morls Bevölkerung in Aufregung versetzt. Eine Anwohnerin hatte den heute 32-Jährigen beim Zündeln beobachtet und seine Feuerwehr-Kameraden verständigt. Wehrleiter Steffen Haschke hatte den Mann dann mit dem Verdacht konfrontiert. Es dauerte nicht lange, da bestätigte sich die Ahnung. „Noch im Gerätehaus rief er die Polizei an und stellte sich“, sagte seine Anwältin gestern beim Prozess.

Selbst um eine Alkoholtherapie gekümmert

Nun wurde er verurteilt: Ein Jahr und sechs Monate beträgt die Freiheitsstrafe, auf die sich das Schöffengericht festlegte. Sie wurde auf drei Jahre Bewährung ausgesetzt. Damit folgte die Kammer den identischen Forderungen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung. „Wir müssen sehen, dass der Angeklagte bisher nicht einschlägig vorbestraft ist“, sagte sein Anwältin. Richtig ist: Sein Vorstrafenregister weißt zwei Einträge wegen Trunkenheit am Steuer auf, einmal in Tateinheit mit fahrlässiger Körperverletzung.

Das Gericht um den Vorsitzenden Nicolai Petersen rechnete dem Angeklagten hoch an, dass er sich selbst um eine Alkoholtherapie gekümmert hatte. „Heute bin ich trocken“, sagte er. Im vergangenen Jahr hatte er seine Taschen in Morl gepackt und war nach Elbingerode in den Harz gezogen. „Dort machte ich eine Entgiftung, befand mich über Monate in Therapie.“ Mittlerweile ist er im Harz sesshaft geworden, arbeitet in Schichten in einem Supermarkt. Das Gericht wies am Montag an, dass er künftig einen Bewährungshelfer bekommt. Seine Feuerwehrkarriere ist seit vergangenem Jahr vorbei. (mz)