Projekte im Künstlerhaus 188 Projekte im Künstlerhaus 188: "Wir leben von der Hand in den Mund"

Halle (Saale) - Plopp! Der Darts-Pfeil trifft den mit Farbe gefüllten Luftballon, ein roter Strom ergießt sich auf die dicke Papierbahn. Ist das Kunst, wenn Glück beim Wurf, das Platzen des Ballons und die Schwerkraft der Erde zusammentreffen? Ist Kunst Zufall? „Ich rede lieber vom Gestalten. Und Gestalten beginnt mit dem Handeln“, sagt Anne Holderied.
Uwe Neumann, der für das Sommerfest im Künstlerhaus 188 die Idee für die Aktion hatte, freut sich über die große Resonanz - auch wenn nicht jeder Gast ins Bunte trifft. „Viele haben Angst, weil sie es sich nicht zutrauen, beispielsweise ein Bild zu malen. Wenn man aber Spaß hat, dann legt man auch gern los“, sagt Neumann, einer von 20 Dozenten im Kompetenzzentrum „Gestalter im Handwerk“.
Projekte im Künstlerhaus 188 in Halle: Knackpunkt ist und bleibt die Finanzierung
Anne Holderied, 39, ist die Projektleiterin. Sie hat Kunstpädagogik an der Burg Giebichenstein studiert und danach am Paul-Klee-Zentrum in Bern gearbeitet. Seit 2010 ist sie wieder in Halle. Die Kurse, die sie mit ihrem Team im Künstlerhaus 188 anbietet, seien gut besucht und wecken auch überregionales Interesse. Knackpunkt ist und bleibt aber die Finanzierung.
„Wir leben von der Hand in den Mund“, sagt die Kunstpädagogin. Der ständige Kampf um Fördermittel hat ihren Elan aber nicht gebremst. „Es macht mir Spaß, zu erleben, wie kreativ es in unseren Kursen zugeht und wie Leute sich begeistern lassen.“
Projekte im Künstlerhaus 188 in Halle: Knackpunkt ist und bleibt die Finanzierung
Architekten, Ingenieure, Lehrer, Handwerker - das Klientel ist breitgefächert. Gearbeitet wird mit Holz, Metall, Ton, Papier und vor allem mit dem Mut, gestalten zu wollen und Formen zu begreifen. Dabei entsteht Kunst, aber sie rückt nicht in den Vordergrund. „Was schön ist und was nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Aber bei uns können die Leute die Grundregeln für das Gestalten lernen“, sagt Holderied. Wie ein Bild aufgebaut sein muss, damit es nicht kippt, ist so ein Beispiel.
Der Künstlerhaus-Verein ist der Projektträger für die „Gestalter im Handwerk“. Der Club 188 im Böllberger Weg hat freilich noch mehr zu bieten. Das Haus ist mit Ateliers und Werkstätten voll belegt, es existiert eine Warteliste mit weiteren Interessenten. Am Samstag, zum Sommerfest, zeigten Künstler zudem ihre soziale Ader. Sie stellten für eine Versteigerung zugunsten des Vereins zur Förderung der Palliativmedizin einige Arbeiten zur Verfügung. Wie viel Geld zusammengekommen ist, kann zunächst keiner sagen. „Wir müssen noch zählen“, sagt Anne Holderied. (mz)