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Projekt in Halle Projekt in Halle: Wetterstation auf dem Gleis

Von MICHAEL FALGOWSKI 22.05.2014, 18:57
Drei mit meteorologischer Messtechnik (Mitte) ausgestattete Straßenbahnen fahren jetzt durch Halle.
Drei mit meteorologischer Messtechnik (Mitte) ausgestattete Straßenbahnen fahren jetzt durch Halle. Stadtwerke Lizenz

HAlle (Saale)/MZ - Wer Straßenbahn fährt, ist per se ein Klimaschützer. Denn der Ökologische Fußabdruck des Fahrgastes ist aufgrund der vielen Mitfahrer sehr klein. In Halle bahnt sich jetzt ein einzigartiges Projekt an. Die Straßenbahn ist erstmals nicht nur für das Stadtklima mitverantwortlich, sie misst es jetzt auch. Drei Züge werden in einem deutschlandweit einzigartigem Projekt von Deutschem Wetterdienst und Land mit Sensoren ausgestattet. Die Bahnen sind an den Messfühlern über der Fahrerkabine zu erkennen. Sie messen Daten wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Rund zwei Jahre lang soll so Halles Stadtklima vermessen werden. Immer während der Fahrt, durchschnittlich also rund 18 Stunden täglich zwischen Ammendorf und Trotha.

Klimawandel-Modell für Halle

Ziel des ungewöhnlichen Messprogramms auf der Schiene ist es, mit der Datenflut ein Klimawandel-Modell für Halle zu entwickeln: Wie wird sich das Wetter in den nächsten 50, 100 Jahren entwickeln? „Bisher betrachten wir ja vor allem großflächige Modelle. Es ist natürlich sehr interessant, wie sich der Klimawandel in einer Großstadt darstellt“, erläuterte gestern bei der Jungfernfahrt Klaus Rehda, Präsident des Landesumweltschutzamtes. Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) versprach sich konkrete Aussagen, die Folgen für die Stadtentwicklung hätten. Klimawandel sei nun mal ein Thema, auch die Kommunen müssten sich anpassen, sagte Anne-Marie Kedin, Staatssekretärin im Magdeburger Umweltministerium. Sie nannte es ein „geniales Projekt“, statt fester Messstationen nun Straßenbahnen zu nutzen, die ja durch die ganze Stadt fahren, um Klimadaten zu erheben.

Dem widersprach Paul Becker nicht, Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD). „Das ist wirklich etwas Neues. Viele werden künftig auf Halle blicken. Denn das Modell soll zu allgemeingültigen Aussagen zum Klimawandel in den Städten führen.“ Gerade im Bezug auf die demografische Entwicklung werde die Erwärmung ein immer drängenderes Thema für die Kommunen.

Zusätzlich drei mobile Stationen

Der Wetterdienst fährt in Halle einiges auf. Neben dem Land, das 25 000 Euro zuschießt, installiert und betreibt die Bundesbehörde neben den drei rollenden Messstationen drei mobile Stationen: auf dem Dach der Commerzbank am Markt, an der Diesterwegschule und in der Franzigmark. Zudem fährt ein Messfahrzeug vor allem während dieses Sommers in der Innestadt herum, und ein sogenanntes Sodar-Gerät zur Windmessung liefert an drei wechselnden Standorten weitere Daten.

Und warum wurde Halle für das neuartige Stadtklima-Projekt ausgesucht? „Halle ist vom Klimawandel und- stärker als westliche Städte - von der Demografie betroffen. Außerdem haben wir hier mit der Stadt und den Stadtwerken Partner gefunden, die sich für das Thema Klimawandel und Zukunft interessieren“, so DWD-Vize Becker.

Alle Messegeräte sammeln übrigens keine Daten zur Schadstoffbelastung, sondern nur meteorologische Daten. Diese werden auch nicht in die hallesche Wetterprognose des DWD aufgenommen. Dafür bleibt die Station in Kröllwitz die einzige.