Projekt Projekt: Ein Schönheitsfehler macht Gemüse zum Kunstobjekt
HALLE/MZ. - Zusammen erinnerten sie jedenfalls sehr an ein männliches und ein weibliches Wesen.
"Stationen einer Liebesbeziehung" nannte der hallesche Hobby-Fotograf Thomas Nauhaus seine aus fünf Aufnahmen bestehende Serie, in der die beiden ulkigen Gemüse in unterschiedlichen Posen quasi miteinander spielen. Das gelungene Werk hängt als eines von insgesamt 50 Bildern im Erdgeschoss der Harzmensa und ist Teil der neuen Jahresausstellung des Fotoclubs "Conspectus", die gestern mit einem kleinen Sektempfang offiziell eröffnet worden ist.
Erst vor zwei Tagen waren die Bilder der vergangenen Ausstellung des Clubs in den Mensa-Räumen abgehängt worden, da zeigen die jungen Akteure schon wieder neue Kostproben ihres Könnens: "Wir präsentieren einige der besten Arbeiten, die im Jahr 2009 bei uns entstanden sind", sagt Nauhaus, der auch stellvertretender Vorsitzender von "Conspectus" ist.
Von ihm stammt auch ein Motiv, das für den Betrachter wie eine Zeitreise wirkt: Ein junger DDR-Soldat blickt in einen nebeligen Tag, so scheint es zumindest. Wie ist das möglich im Jahr 2009? "Der Soldat ist in Wirklichkeit eine Freundin von mir, und die Mütze einer DDR-Armee-Uniform war noch irgendwo vorhanden", erklärt der 25-Jährige, der an der Martin-Luther-Universität Soziologie studiert.
Echte Hingucker sind eigentlich fast alle Motive der ambitionierten Schau, so zum Beispiel auch die faszinierenden Naturaufnahmen von Sven Siebert oder die Frauen-Porträts von Thomas Reinhardt. Nachdenklich stimmen die Bilder einer Demo in Neustadt, die Kerstin Arnold aufgenommen hat.
Die 20 jungen Fotografen des Clubs sind allesamt interessierte Laien. "Conspectus" besteht mittlerweile seit zwölf Jahren und wird vom Studentenwerk Halle finanziell unterstützt. Die Mitglieder sind vorwiegend Studenten. "Grundsätzlich sind wir aber offen für alle Leute, die sich in Halle für Fotografie interessieren", sagt Nauhaus, der als 22-Jähriger mit dem Fotografieren angefangen hat.
Man verstehe sich als Plattform für künstlerischen Austausch unter Gleichgesinnten. Jedem Mitglied soll bei der Verwirklichung seiner persönlichen Ideen weitergeholfen und praktische Hilfestellung gegeben werden. So werden regelmäßig Vorträge zu bestimmten Themen aus dem Bereich der Fotografie organisiert. Außerdem gibt es Gastbesuche von freischaffenden Fotografen. Die Clubmitglieder können zudem ein Labor sowie ein Studio nutzen.
Zudem realisieren die Akteure selbst in regelmäßigen Abständen Ausstellungen ihrer Arbeiten, vor allem im studentischen Umfeld. So haben sich inzwischen die Jahresausstellungen in den Mensen des Studentenwerks Halle zu einem festen Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit etabliert. Davon können sich die Besucher der Mensa am Harz noch mindestens bis zum Semesterende überzeugen.