Premiere in Teutschenthal Premiere in Teutschenthal: Aufstieg eines Neureichen

Teutschenthal/MZ - Spannung liegt in der Luft. Der Regisseur ist unzufrieden mit dem Licht und dem Sprechtempo der Akteure. Gnade vor Recht lässt Armin Mechsner nicht ergehen. „Am Samstag ist Premiere. Bis dahin muss alles klappen“, sagt er. Während Matthias Scholz (Bühnenbild und Licht) noch an den Scheinwerfern dreht, werden auf der Bühne noch einmal die einzelnen Standpunkte der Schauspieler festgelegt.
Der Feinschliff für die Aufführung der Komödie „Der Snob“ von Carl Sternheim hat begonnen. Bis zur Generalprobe geht noch was, wie es so schön heißt. Das betrifft vor allem das Tempo der Dialoge - „schneller, schneller“, treibt der Regisseur die Akteure an. Fast jede Rolle ist äußerst textreich. Und bei der Premiere muss alles sitzen.
„Der Snob“ ist die Fortsetzung des Stückes „Die Hose“, in dem Sternheim ein Bild der Doppelmoral der Wilhelminischen Gesellschaft zeichnet. Der Snob ist der in diesem Mief erwachsen gewordene Sohn des Ehepaares Maske, Christian, dargestellt von Bernd Hoffmann. Nach wirtschaftlichem Erfolg darf man ihn getrost neureich nennen. Nun strebt er nach gesellschaftlichem Aufstieg. Dafür ist er bereit, alle Bedenken über Bord zu werfen. Gleiches - wenn man so will - macht er mit seinen Eltern.
Fein, aber bankrott
Vater Theobald (Hans-Georg Lorenz) und Mutter Luise (Steffi Dunzelt und Simone Tschacher-Gebler) schickt er einfach fort. So ergeht es auch seiner weltgewandten Geliebten (Almut Köppe-Lochmann), die Maske unterstützte, ihm die für den Aufstieg nötigen Manieren beibrachte. Dann entledigt er sich ihrer. Künftig will der Snob in der feinen - aber auch bankrotten - Gesellschaft des Grafen Palen (Ralph-Peter Borchert) und dessen Gattin (Petra Teipen) Fuß fassen. Sogar eine Heirat mit den Palen-Tochter gelingt ihm, wenngleich er dafür seine Herkunft verleugnen, seine Mutter zur Ehebrecherin machen muss, um einen unbekannten Vicomte aus Paris als seinen illegitimen Vater zu erfinden.
Wie das Ganze ausgeht - Sternheim hält eine überraschende Lösung parat, wie es einer Komödie zukommt. Geschrieben hat er das Stück 1914. Noch im selben Jahr fand die Uraufführung in der Regie von Max Reinhardt am Deutschen Theater Berlin statt. Das Teutschenthaler Ensemble bringt die Komödie in drei Bildern auf die Bühne, wobei das Wohnzimmer der Familie Maske aus dem ersten Teil wiedererkennbar ist. Nur das Porträt des Kaisers wurde ersetzt durch zwei Gemälde - eine künstlerische Arbeit des Intendanten Armin Mechsner.
In der Probenpause gibt es noch eine kleine Überraschung. Ralph-Peter Borchert hat 15-jähriges Bühnenjubiläum. Er blickt auf zahlreiche schöne Rollen am Dorftheater und meint: „Und jedes Mal gibt es das verflixte Lampenfieber, das gehört dazu.“ Vor der Premiere will er sich etwas zurückziehen, Kraft tanken und die Stimme schonen. Das will auch Hauptdarsteller Bernd Hoffmann. „Ein Mittagsschlaf ist meine beste Vorbereitung und natürlich viel Wasser trinken, aber es darf nicht zu kalt sein.“ Die Premiere ist am Samstag, 26. Oktober, 20 Uhr. Restkarten gibt es im Theater an der Abendkasse.
