Premiere im OP-Saal gelungen
Halle/MZ. - Das Frühstück ist gerade vorüber, Birgit Drzazga aus Halle sitzt am Tisch, trägt Freizeitkleidung. "Es geht mir prima", sagt die 49-Jährige gut gelaunt. Ihr wurde vergangenen Mittwoch die Gebärmutter entfernt. Eigentlich ein großer Eingriff, den sie jedoch dank ei-
ner neuen OP-Methode bestens überstanden hat. Sie war die erste Patientin, bei der Oberärztin Dr. Simone Reissig die totale laparoskopische Hysterektomie (TLH) angewendet hat. "Die Alternative wäre ein Bauchschnitt gewesen", sagt Birgit Drzazga. Deshalb habe sie auch gleich eingewilligt, mit der neuen Knopfloch-Chirurgie operiert zu werden.
Die Entfernung der Gebärmutter ist die häufigste Operation in der Frauenheilkunde. Dem Operateur stehen dafür verschiedene Zugangswege offen, wie Dr. Rainer Böhm, Chefarzt der Frauenklinik, erläutert. "Immer mehr Frauenärzte haben sich der TLH-Methode zugewandt, da sie bei vielen Patientinnen hilft, einen Bauchschnitt zu vermeiden." Die Verfahren seien in den letzten Jahren ständig vervollkommnet worden, nicht zuletzt durch die Entwicklung neuer Instrumente und technischer Hilfsmittel.
Oberärztin Reissig, eine Hallenserin, die seit 1989 im Dölauer Krankenhaus arbeitet, hat sich die neue Methode in der Frauenklinik in Rotenburg / Wümme (Niedersachsen) in mehreren Kursen angeeignet. Ein Oberarzt der Klinik assistierte ihr bei der Premiere im OP-Saal. Wie sie erzählt, habe sie die Instrumente - dünne Sonden mit Zangen - durch den Nabel zur Gebärmutter geführt. "Zuerst werden die Blutgefäße an der Gebärmutter auf elektrochirurgischem Wege verschlossen, dann wird das Organ abgetrennt." Anschließend sei ein Weg über die Scheide eröffnet und das Gewebe herausgeholt worden, so Dr. Reissig. Das Gewicht der Organe schwanke meist zwischen 180 und 400 Gramm. Der Eingriff habe rund 90 Minuten gedauert.
Nach den Worten von Chefarzt Böhm können etwa zwei Drittel aller Frauen mit dieser Methode behandelt werden. Nicht möglich sei sie, wenn die Gebärmutter zu groß ist oder aber Tumore eine Rolle spielen.
Für die Patientinnen bringt die Knopfloch-Methode zwei entscheidende Vorteile. Sie erspart ihnen eine große Wunde und damit Schmerzen, der Körper verkraftet den kleineren Eingriff einfach viel schneller. Und sie können drei bis vier Tage eher nach Hause. Darüber ist auch Martina Geist aus Benkendorf im Saalkreis froh. "Ich war sofort einverstanden, als mir der Vorschlag gemacht wurde", sagt die Patientin, die nach Birgit Drzazga operiert wurde. Sie habe nämlich schon Erfahrung mit der Knopfloch-Chirurgie - ihr wurde auf diese Weise die Galle entfernt. Am Sonnabend wird sie 44 Jahre alt. Dass auch dieser Eingriff bei ihr gut ausging, ist wohl mit das schönste Geschenk. Wie ihre Bett-Nachbarin kann sie nächste Woche entlassen werden.
Oberärztin Reissig freut sich über diese Erfolge. Fast gehöre das neue Verfahren schon zum Klinik-Alltag; Montag wird wieder danach operiert. Ihr Wissen will sie an Kollegen weitergeben, sobald sie etwas mehr Routine hat.