Porträt Porträt: Legostein in der Gitarrenhülle
HALLE/MZ. - Deshalb sind sie oft das ganze Wochenende unterwegs - und bei der Betreuung des 18 Monate alten Juniors auf Hilfe angewiesen.
Ihre Leidenschaft gilt schon lange der Musikrichtung Irish Folk über die sie sich auch während des Studiums in Leipzig kennen lernten. 2001 gründete das Pärchen die Band "Dizzy Spell", englisch für "Schwindelanfall".
Während des Studiums kam eine zweite Leidenschaft hinzu: die für mittelalterliche Texte. Für Juliane Weinelt gilt dabei "je älter, desto besser". Besonders altenglische Zaubersprüche haben es der 29-jährigen Sängerin seit dem Studium in Dublin angetan. Deshalb gründete sie mit ihrem Lebensgefährten eine zweite Band: "Brandan". Soeben ist das zweite Album erschienen, produziert hat es die sechsköpfige Band in Halle.
Die teilweise über tausend Jahre alten Texte werden modern umgesetzt. "Im Prinzip ist es Weltmusik mit vielen Pop-Elementen", sagt Gitarrist Jan Oelmann. Von "fetzigen" Stücken und "angeswingten Achtel-Noten" ist die Rede. Auch ein Saxophon gehört zur Formation, die sich nicht zur trendigen "Mittelalterszene" zählt. "Wir würden uns nie für einen Auftritt verkleiden", sagt der 30-jährige Oelmann.
Lebensgefährtin Juliane erinnert sich noch lebhaft an den ersten "Brandan"-Auftritt am 1. April 2006: "Da ging wirklich ein Traum in Erfüllung." Ihr ist es ein Anliegen, dass die alten Texte auch heute noch wahrgenommen werden. Schließlich handelten sie von denselben Dingen, wie viele aktuelle Lieder: Ruhm, Trauer, Natur - und natürlich Liebe. Jan Oelmann brachte von einem Spanienaufenthalt galizische Minnegesänge mit. Isländische Sagen werden ebenso vertont, wie die Merseburger Zaubersprüche, das aktuelle Projekt.
Ein Auftritt beim Musikfestival in Rudolstadt, bei dem rund 80 CDs verkauft wurden, zählt als bisheriger "Brandan"-Höhepunkt. Die meisten der rund 60 Konzerte pro Jahr spielen Oelmann und Weinelt aber mit ihrer Folk-Gruppe "Dizzy Spell". "Das liegt im Trend, das ist bekannt, also wird es gern gebucht", sagt Weinelt.
Was sonst oft ein Manager erledigt, machen die beiden selbst: Akquise, Buchung, Werbung, Technik. Mehr als die Hälfte der Zeit gehe so für Büroarbeit drauf, schätzt Oelmann. Immerhin seien die geregelten Arbeitszeiten für das Familienleben von Vorteil. Der Sohnemann tanze zwar schon zu ihrer Musik, sei aber noch zu jung, um abends mitzufahren, sagt Oelmann. "Dafür finden wir aber ab und zu Legosteinchen oder Kuscheltiere in der Gitarrenhülle."