Porsche gibt Gas Porsche gibt Gas: Das plant der Sportwagenhersteller in Halle

Halle (Saale) - Hendrik Rothe steht auf der Großbaustelle im Star Park vor einer gewaltigen Grube. Vor drei Wochen war hier noch Acker. Jetzt fahren Baufahrzeuge über das 13 Hektar große Areal, auf dem im Frühjahr 2021 eine der größten Industrieansiedlungen der vergangenen Jahre in Sachsen-Anhalt in Betrieb gehen soll: das Presswerk für Karosserieteile, eine Kooperation der Sportwagenschmiede Porsche und des renommierten Anlagenbauers Schuler.
„Dieses Werk ist das spannendste Projekt, das ich bislang begleiten durfte. Wir starten bei Null auf der grünen Wiese und bauen das modernste Presswerk der Welt“, sagt Rothe, Geschäftsführer der Smart Press Shop GmbH & Co. KG. Porsche und Schuler halten je 50 Prozent Anteile an der neuen Firma, die ihren Hauptsitz in Halle hat und auch hier Steuern zahlen wird.
Die Umwelt schonen
Am 3. April dieses Jahres waren die Verträge für die Ansiedlung unterschrieben worden. Porsche und Schuler investieren über 100 Millionen Euro in das Presswerk, das zunächst Karosserieteile aus Aluminium für den Elektro-Macan produzieren wird, der ab 2021 in Leipzig vom Band läuft. In der ersten Ausbaustufe werden 100 Arbeitsplätze geschaffen. Weitere 37 Hektar haben sich die Investoren für einen späteren Ausbau gesichert.
„Die Fläche im Star Park ist für unsere Pläne ideal. Halle liegt zentral in Mitteldeutschland, und Leipzig mit dem Porsche-Werk ist nicht weit. Wir setzen auf Nachhaltigkeit, kurze Wege und wollen keinen Teile-Tourismus. Vor allem war ausschlaggebend, dass die Fläche für den sofortigen Baubeginn geeignet war“, sagt Markus Hees, Projektleiter bei Porsche für das Presswerk. Außerdem habe man die Baugenehmigung durch die Stadt Halle in Rekordzeit erhalten. Halle hatte sich bei der Standortsuche unter anderem gegen Leipzig durchgesetzt.
430 Meter lang, 25 Meter hoch und bis zu 118 Meter breit
Von außen betrachtet, wird es ein gleichsam modern-schlichtes wie imposantes Gebäude. Das Hallenschiff wird 430 Meter lang, 25 Meter hoch und bis zu 118 Meter breit. Sieben Pressen, die pro Stück bis zu 600 Tonnen wiegen, wird Schuler extra für das Werk bauen. Die erste dieser Hightech-Maschinen soll Anfang 2020 eingesetzt werden. „Dafür brauchen wir ein stabiles Fundament und gehen deshalb sieben Meter in die Tiefe“, sagt Hees.
Auch Projektleiter Hees schwärmt von der Presse, die er als Rennwagen bezeichnet, „weil sie bis zu 20 Hube pro Minute schafft und die Smart-Industrie 4.0 abbildet - beides ist Weltspitze im Großpressensegment“. Das Werk und seine Angestellten sollen unterdessen so wenige Emissionen wie möglich an Halle und die Umwelt abgeben. „Unser Ziel ist es, die Anlagen mit Ökostrom zu betreiben. Dazu befinden wir uns bereits in Gesprächen mit den Stadtwerken“, sagt Hees. Das Presswerk bekommt schon Mitte 2020 eine eigene Bushaltestelle als Anschluss an den Öffentlichen Nahverkehr. Außerdem will das Unternehmen auf seinem Gelände Elektroladesäulen für Mitarbeiter installieren.
Suche nach Personal läuft
„Diese Ansiedlung ist für Halle nicht nur ein großer Gewinn, sie ist auch die Krönung für den Star Park“, sagt Dieter Götte, Geschäftsführer der Entwicklungs- und Verwaltungsgesellschaft Halle-Saalkreis (EVG), die die Flächen im Star Park vermarktet. Götte hat die schwere Geburt des Gewerbe- und Industriegeländes an der A 14 miterlebt, auch die Enttäuschung, als sich BMW 2001 für Leipzig und gegen Halle entschied. „Wir mussten viel Kritik einstecken. Erst fehlten die Investoren, dann waren es zu viele Logistiker. Heute haben wir einen guten Mix. Für mich ist die Entwicklung eine Genugtuung.“
Das Presswerk wird so ausgerüstet, dass es auch für andere Hersteller Karosserieteile produzieren kann. Dafür benötigt die Firma qualifiziertes Personal. „Die Neueinstellungen haben bereits begonnen. Und die Herausforderung ist der Bedarf an Top-Spezialisten“, sagt Geschäftsführer Rothe. „Das Werk wird höchst anspruchsvolle Karosserie-Außenhautteile produzieren“, sagt Hees. Die Qualität müsse gleich mit der ersten Auslieferung zu 100 Prozent stimmen. „Schließlich wollen wir als Kunden unseres Presswerks alle Automobilhersteller gewinnen.“ (mz)


