Unfalldrama auf Europachaussee Polizist auf Europachaussee getötet: Vater von Alexander spricht über den Verlust

Halle (Saale) - Wenn Michael Sips über seinen toten Sohn spricht, werden seine Augen wässrig. „Es ist nicht besser geworden“, sagt der 57-Jährige. Der Schmerz ist noch immer da. Heute genauso wie vor drei Jahren.
Am 23. April 2015 war sein Sohn Alexander im Polizeidienst bei einer Verkehrskontrolle auf der Europachaussee von einem Motorradfahrer erfasst worden. Beide Männer starben. Die Ermittlungen ergaben damals, dass der Biker den 27-Jährigen mit 200 Kilometern pro Stunde bei erlaubten 70 erfasste.
In Halle (Saale) getöteter Polizist: Das hat Michael Sips als Erinnerung an seinen Sohn immer bei sich
Die Erinnerung an seinen Sohn trägt Michael Sips immer am Gürtel: einen silbernen Stern von der Kommissars-Uniform, die Alexander damals trug. „Alex war Polizist mit ganzem Herzen“, sagt Sips. Wenn Situationen im Dienst zu eskalieren drohten, brachte er Ruhe hinein. „Das hatte er von seiner Mutter“, sagt er.
Der 27-Jährige ist das, was man wohl einen Sonnenschein nennt. Er lacht viel und gern, seine einstige Kollegin Nadja Kirchhoff bezeichnet ihn „als den loyalsten Menschen, den ich je kennengelernt habe“. Und der Hallenser ist ehrgeizig, will Polizeipräsident werden. Seine Vorgesetzten unterstützen ihn, sehen für den jungen Mann gute Chancen. Doch dazu kommt es nie.
Drama auf der Europachaussee: So erfuhr die Familie von dem Unglück
Als die Polizei an jenem Unfallabend im April vor drei Jahren bei der Familie klingelt, schlafen Michael Sips und seine Frau Marion schon. Beide haben in den vergangenen Wochen schon zwei Schicksalsschläge erleben müssen: Die Väter des Ehepaars starben im März innerhalb von drei Tagen, nun die nächste Todesnachricht. „Den Schrei meiner Frau haben die Nachbarn noch drei Häuser weitergehört“, erinnert sich Sips. Familie und Freunde versuchen, die beiden aufzufangen. Sie bekommen psychologische Hilfe, besuchen auch eine Selbsthilfegruppe von Eltern, deren Kinder gestorben sind. „Geholfen hat uns das nicht“, sagt der 57-Jährige.
Die Ermittlungen gegen den Raser sind wenige Monate nach dem Unfall eingestellt - gegen Tote wird nicht ermittelt. Auch der zweite Motorradfahrer, vor dessen Augen sich der Unfall abspielte, wurde nicht angeklagt. Der Verdacht eines illegalen Straßenrennens ließ sich nicht erhärten.
Drama auf der Europachaussee: Wie geht es Familie Sips heute?
„Ich habe meinen Frieden damit gemacht“, sagt Michael Sips heute.
Trotz des Schmerzes: Er und seine Frau Marion haben ein Stück weit gelernt, wieder Freude am Leben zu haben, genießen ihre gemeinsame Zeit ganz bewusst. Und der Kontakt zur Polizei ist nie abgebrochen. Alex’ Kollegen kommen regelmäßig bei den Eltern vorbei, veranstalten jedes Jahr ein Gedenkturnier für ihn.
Der Zusammenhalt, sagt Sips, gibt ihm und seiner Frau Kraft. Auch dann, wenn sie am Montag, dem Schicksalstag vor drei Jahren, wieder am Grab ihres Sohnes stehen, auf dem ein Polizeiteddy Wache hält. (mz)