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Polizei bestellt bald Umzugskisten

Von Kornelia Privenau 23.09.2004, 16:29

Halle/MZ. - Die Polizeidirektion Halle wird voraussichtlich ab April 2005 ihren Neubau in der Merseburger Straße / Turmstraße beziehen - auf dem Gelände der einstigen Maschinenfabrik (Mafa). Das Gebäude hat längst Kontur, ja sogar schon zwei von mehreren Fassadenfarben angenommen. Der Innenhof wird gestaltet, eine begehbare Dachterrasse begrünt.

"Wir drücken auf Tempo", sagt Thomas Mahler, Baugruppenleiter beim Staatshochbauamt, dem Bauherren. Beim Rundgang erklärt der Fachmann den Bau, der "wie ein Kamm einen Rücken und viele Zinken" hat. Er sei funktional, Trockenbau mache das Verändern einfach, es werde behindertengerecht gebaut. Das Foyer ist großzügig, es gibt eine frei schwebende Treppe und zahlreiche Aufzüge; der Eingang liegt zur Turmstraße hin.

Das neue Gebäude ist Eigentum des Landes wie schon das alte in der Dreyhauptstraße, das 1908 als Polizeipräsidium gebaut wurde. Damals kostete die Telefonanlage ganze 900 Mark. Dezernate waren zum Beispiel neben Schutz- und Kriminal- auch die Strom-, Jagd- und Sittenpolizei.

Sachsen-Anhalt lässt sich den Neubau rund 16 Millionen Euro kosten, so Mahler. Die Planungsleistung wurde Europa-weit ausgeschrieben. Ein Büro in Weimar erhielt den Zuschlag. Bemerkenswert: Rund 85 Prozent aller Arbeiten wurden an Firmen aus der Region vergeben. Für Mahler ein Beleg hoher Leistungskraft und Zuverlässigkeit. "An 45 Firmen sind Aufträge erteilt. Zurzeit sind rund 50 Arbeitskräfte täglich auf der Baustelle", erklärt Mahler weiter.

Die Neugier der Beamten, der Zivil- und Verwaltungsangestellten ist mindestens so groß wie ihre Erwartungshaltung. Und mancher mag skeptisch sein, wie sich beispielsweise der Mangel an Parkplätzen auswirken wird.

Obwohl es für PolizeipräsidentWalter Schumann bereits das zweite Mal ist, dass er in ein neues Präsidium einziehen kann - er kam aus Merseburg, das bereits seit Jahren eine neue Polizeidirektion hat -, ist auch er gespannt. Rund 100 Zimmer hält das neue Gebäude bereit. Jedes Fenster bietet Schallschutz. Was das alte Präsidium nie hatte, bekommt die neue selbstverständlich: 30 Verwahrräume im Keller. Drei davon werden laut Schumann als Ausnüchterungszellen genutzt. Ein Raum ist für mehrere Personen geeignet und hat deshalb eine Sicherheitsschleuse.

"Wenn wir umziehen, geht brauchbares Mobiliar mit", so Schumann. Los geht der Umzug im nächsten April. Dann sind auch für den Präsidenten Probleme mit Untergrund, Bauschäden, räumlicher Enge, Sicherheitsnetzen an Dach und Fassaden und Taubendreck Geschichte. Und nicht nur für ihn.

Kriminalhauptkommissarin Birgit Kilian, Leiterin des Fachkommissariats 3, führte ihr Weg 30 Jahre lang zum Präsidium am Hallmarkt. "Schon damals sah es hier so aus wie heute. Und es hat auch schon reingeregnet", sagt die Kriminalistin, die ihren Humor trotzdem nicht verloren hat und schon an die Umzugskisten - nein, eigentlich ans Entrümpeln - denkt. "Das ist wie zu Hause. Es hat sich jede Menge angesammelt." Das Parkplatzproblem in der Turmstraße sieht Birgit Kilian eher entspannt. "Knapp sind die Stellflächen auch am Hallmarkt. Wenn es geht, fahre ich mit der Straßenbahn", sagt sie.

Die ersten Beamten, die ins neue Haus ziehen, sind die Frauen und Männer vom Lage- und Führungszentrum (LFZ), das von Stefan Winkler, 1. Polizeihauptkommissar, geleitet wird. Sein Team muss eine logistische Meisterleistung vollbringen, denn Halle darf nicht eine Stunde ohne arbeitsfähiges LFZ sein. "Wir halbieren das Team und verlängern die Schichten", sagt Winkler und meint: Eine Hälfte zieht um, während die andere im alten Haus Dienst leistet. Ist das LFZ in der Turmstraße quasi am Netz, folgt der zweite Teil des Teams nach. Apropos Netz: In dem Neubau müssen 32 000 Meter Datenkabel verlegt werden. Winkler und sein Team vertrauen da auf die Fachleute. "Im November werden wir vom LFZ uns den Neubau mal anschauen, vor allem natürlich unsere Räume", so Winkler. Der Beamte will seinen Mietparkplatz am Hallmarkt behalten und mit der Bahn zum neuen Haus fahren. Das scheint ratsam. "Es wird nur rund 50 freie Parkplätze, unter anderem für Besucher und Behinderte, geben", hatte Polizeipräsident Schumann gesagt.