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Politisch hoch hinaus Politisch hoch hinaus: Andreas Wels von Hauptsache Halle hat ehrgeizige Pläne für Halle

Von Tanja Goldbecher 26.07.2019, 05:00
Andreas Wels wollte das MZ-Interview mit der Redakteurin Tanja Goldbecher auf einer Hebebühne absolvieren.
Andreas Wels wollte das MZ-Interview mit der Redakteurin Tanja Goldbecher auf einer Hebebühne absolvieren. Andreas Stedtler

Halle (Saale) - Andreas Wels will hoch hinaus. Das war schon während seiner Karriere als Wasserspringer so. Aber auch in der Politik, wo er als Fraktionsvorsitzender der Wählergruppe Hauptsache Halle noch ein Neuling ist, merkt man den Kampfgeist eines Sportlers. Wels will von allen Fraktionsvorsitzenden das höchste MZ-Interview mit mir führen - inhaltlich wird sich das noch zeigen, räumlich betrachtet hat er sein Ziel definitiv erreicht.

„Man muss ein Risiko eingehen, um etwas zu erreichen“

Wir befinden uns in zwölf Meter Höhe auf einer Hebebühne der Firma Häßler Lift. Im Hintergrund blicken wir auf das Hauptgebäude der MZ, rechts von uns befindet sich das Druckhaus. Andreas Wels sagt, dass ihm die Höhe nach dem jahrelangen Profisport nichts ausmacht. „Mir wäre natürlich lieber, unter uns würde sich Wasser befinden“, sagt der 44-Jährige, der seit 2011 als Gymnasiallehrer arbeitet. Wels leitet aus der Höhe und dem Überwinden vor dem Absprung ins Wasser eine ganze Lebensphilosophie ab. „Man muss ein Risiko eingehen, um etwas zu erreichen“, sagt er. Und für dieses Risiko auch die Verantwortung übernehmen.

Beides hat der Hallenser vor der Kommunalwahl getan. Er hat für die neue und Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) nahe Wählergruppe Hauptsache Halle kandidiert. Der Einzug in den Stadtrat war alles andere als gewiss. Doch Wels, der in der Stadt durch seine sportlichen Erfolge ein bekannter Mann ist, wurde gewählt und von seinen Fraktionsmitgliedern zum Vorsitzenden ernannt. Wie sich die Wählergruppe mit den vier gewählten Stadträten künftig im Stadtrat verhält, darauf sind vor allem die anderen Ratsmitglieder gespannt.

Andreas Wels: Freundschaftliches Verhältnis zu Wiegand 

Zum Ende der Legislaturperiode des Stadtrats war das Verhältnis von OB Wiegand und dem Großteil des Stadtrats auf menschlicher Ebene zerrüttet. Wortgefechte gehörten wie Beschlüsse fest zur Tagesordnung. Ich frage Wels, ob seine Fraktion daran etwas ändern wolle. „Wir sind keine Vermittler“, antwortet er. Die Fraktion sei unabhängig, jedes Mitglied werde eigenständige Entscheidungen im Stadtrat fällen.

Das Abstimmungsverhalten sei völlig losgelöst vom OB. Zugleich sagt Wels, dass er ein freundschaftliches Verhältnis zu Wiegand pflege und er seiner Meinung nach eine gute Arbeit als OB leiste. Zu viel will er allerdings nicht über den OB reden: „In dem Interview soll es doch um mich und die Wählergruppe gehen.“ Ich gebe ihm Recht, sage jedoch auch, dass er sich solchen Fragen stellen muss.

Ehrgeizige Pläne: Mehr Turnhallen in der Stadt für Vereinssport

Während der Wind durch unsere Haare weht, beginnt Wels über seine eigenen politischen Ziele zu sprechen. Seine Passion gilt der Bildung und dem Sport. In den Schule müsse der Digitalisierungsprozess dringend voran getrieben werden. „Wir müssen in der Schule einen verantwortungsvollen Umgang mit der Technik vermitteln“, sagt Wels. Handys und Tablets seien längst Alltag für die Schüler, davor dürfe sich die Schule nicht verschließen. Die Stadt hat bereits ein IT-Konzept für Bildungseinrichtungen erarbeitet - diesen Prozess will Wels mit Fachwissen als Stadtrat begleiten.

Aber auch seinen anderen Schwerpunkt will er im Blick behalten. „Wir beobachten bei den Kindern einen sehr großen Bewegungsmangel“, sagt der Sportlehrer, der selbst zwei Kinder hat. Eine seiner Ideen ist es, bewegte Schulhöfe zu schaffen. Auch auf öffentlichen Plätzen könnten Sportgeräte aufgestellt werden. Außerdem sollte es mehr Turnhallen in der Stadt für den Vereinssport geben. Seine Vision: Eine App für Halle, die anzeigt, welche Sportstätten und Kurse zu welchen Zeiten frei sind. Die Hebebühne sinkt langsam zu Boden. Auch Andreas Wels wird in den kommenden Jahren herausfinden, wie viele seiner Ideen in der Stadtpolitik auf festem Grund stehen können - und welche sich in Luft auflösen. (mz)