Pole Dance-Meisterin aus Halle Pole Dance-Meisterin aus Halle: Immer bei der Stange bleiben

Halle (Saale) - Als Rania El-Azzami zur Studiotür hereinkommt, dicke Stulpen über den Leggings und fest in den Wintermantel gehüllt, wirkt sie fast zerbrechlich. Zumindest bis sie, vorbei an den meterhohen Stangen, um die sich am Vormittag die ersten Workshop-Teilnehmerinnen schlängeln werden, auf ihre Mitstreiterin trifft.
Sabine Schön ist Inhaberin von „Pole Dance Beauties“ und arbeitet an den letzten Feinheiten, bevor sie im Eckhaus in der Niemeyerstraße Eröffnung feiert. Die Begrüßung fällt herzlich aus und für Rania El-Azzami war ein solches Studio hier ohnehin längst überfällig: „Warum gab es das noch nicht, als ich mit dem Training angefangen habe? Dann hätte ich nur vier Minuten Fußweg gehabt“, sagt sie und setzt eine Protestmine auf, bei der sie sich das Lächeln nicht verkneifen kann. Als die 31-Jährige vor dreieinhalb Jahren mit dem Pole Dance begann, musste sie für ihr damals wöchentliches Training noch bis nach Leipzig fahren. Inzwischen hat sich viel geändert und es gibt auch in Halle viele Möglichkeiten, den Sport auszuüben“, sagt El-Azzami, während sie Mantel und Pullover ablegt und mit ihren Aufwärmübungen beginnt.
Akrobatisch wie eine Superheldin
In drei Einheiten zeigt sie erfahrenen Teilnehmern an diesem Tag Stretching-Techniken, Übergänge und Choreographie an der Stange. Und vermittelt eine starke Seite von Weiblichkeit. Wenn sie kopfüber hängt, nur von einem Bein an der Stange und mit viel Kraft gehalten, zeichnen sich deutlich ihre angespannten Muskeln ab. Wenn sie sich mit beiden Händen um die Stange durch die Luft schwingt und ihren Körper dabei horizontal über dem Boden hält, hat das etwas von der Superheldin, die im Film durch die Nacht fliegt. Neben Muskelkraft und Flexibilität muss für die Hallenserin aber auch der Kopf mitspielen - und das nicht nur beim Sport. „Vorher habe ich keinen Sport gemacht, sondern nur studiert“, erklärt sie. Nach dem Japanologie-Master hat Rania El-Azzami ein Zweitstudium in Business Economics angehängt und während dieser Zeit nebenberuflich als Japanisch-Trainerin gearbeitet. Inzwischen konzentriert sie sich beruflich auf ihre Erfolge als Pole Künstlerin. Sie gibt Workshops in Deutschland und manchmal im Ausland, leitet Kurse und wird für Events gebucht.
Gänsehautfeeling bei Pro 7-Show „Got to Dance“
Dafür trainiert sie selbst fünfmal pro Woche: an der Stange, mit Kraftübungen, Stretching und Tanz. Außerdem übt sie sich in Tuchakrobatik, die ihr gleichzeitig auch zufällig den Einstieg zum Pole Dance bereitet hat: „Ich war damals in einer englischsprachigen Theatergruppe in Tokio und musste für meine Rolle im Tuch hängen und schaukeln.“ Zur Vorbereitung suchte sie sich einen Kurs: „In diesem Studio gab es auch Pole und ich habe die Mädels da nur tanzen sehen, aber nichts weiter dabei gedacht.“ Weil zurück in Deutschland die Tuch-Akrobatik-Kurse ausgebucht waren, erinnerte sich Rania El-Azzami wieder an Pole Dancing. „Und der Rest ist Geschichte“, sagt sie. Schon nach drei Monaten Training nahm sie an ihrem ersten Wettbewerb teil, den sie auch gewann. Mittlerweile hat sie auch an der Pole-Sport Weltmeisterschaft teilgenommen. Bei der Pro 7 Tanz-Talent-Show „Got to Dance“ bescherte sie der Jurorin Palina Rojinski eine „Ganzkörpergänsehaut“. Trotz der vielen Bestätigung bleibt die Pole-Künstlerin - wenn sich nicht gerade an der Stange in luftigen Höhen schwebt - bodenständig: „Meine größten Erfolge empfinde ich mit jedem Fortschritt, den ich in Kraft und Flexibilität erreiche“, sagt sie. Und spricht auch von dem Glücksgefühl, das sie empfindet, wenn sie nach dem Training aus dem Studio tritt und die frische Luft riecht. (mz)