Plaudertasche liebt Märchenhaftes
HALLE/MZ. - Schließlich heißt das Programm der Vollblutmusikerin, das sie am Samstagnachmittag unter Einbeziehung aller kleinen und großen Besucher im Hof des neuen theaters darbietet, "Hänschen klein goes Jazz".
Da gibt es ganz neue Töne nicht nur über den kleinen Hans, sondern auch über das Männlein, das im Walde steht. Da klappert ausgesprochen fröhlich und dazu recht
lange die Mühle am rauschenden Bach. Da ist sogar ein Lied über Hans im Glück zu hören. "Das habe ich geschrieben, weil es kein Lied für ihn gibt." Immer ist die Musik anders als erwartet, nie verleugnet Anni Lenz ihre Vorliebe für Jazz. Und versteht den Kindern auch noch gut zu erklären, was das ist: "Jazz heißt eigentlich nur, dass man machen darf, was man will."
Das tut sie denn auch - und wieder ist Unerwartetes dabei. So spielt sie ein Lied aus ihrem neuen Programm mit Disney-Liedern "Nemo und die sieben Zwerge", das 24 Stunden nach dieser Vorstellung Premiere hat, gibt aber freimütig zu: "Ich weiß leider nicht, aus welchem Film das ist." Sie holt ihren Freund und Musikerkollegen Peter Berg auf die Bühne und spielt mit ihm gemeinsam: sie auf dem Akkordeon, er auf der Ukulele. Und weil er just an diesem Samstag Geburtstag hat, gibt es vor versammelter Mannschaft auch noch ein Ständchen zum Jubeltag. Drei Tage zuvor von Anni Lenz selbst komponiert, versteht sich.
Sie mache sehr gern Programme für Kinder, sagt die 45-jährige, in Kassel geborene Wahlhallenserin später. "Ich liebe Kinderlieder, weil sie einen unglaublichen Fundus bieten und viel mehr Tiefe haben, als die Menschen glauben." Auch für Märchen und alte Geschichten habe sie ein Faible, was sich unter anderem darin zeige, dass sie Kurse gebe "über Märchen und Archetypen". Das dürfte für die Teilnehmer Vergnügen und Erkenntnisgewinn zugleich sein, schließlich bezeichnet sich Anni Lenz selbst als "Plaudertasche". Sie beschäftige sich gern mit der psychologischen Basis von Märchen und Kinderliedern und "nehme mir dabei raus, was positiv ist".
Die Überraschungen nehmen kein Ende: Sicher kennen viele Hallenser Anni Lenz als Jazzsängerin und Jazzmusikerin sowie als Besitzerin einer 17 Jahre alten Labrador-Dame. Weit weniger bekannt dürfte dagegen sein, dass die zierliche Frau mit den langen glatten Haaren ein Jahr in London und anschließend vier in Namibia verbracht hat. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie hier wie dort mit ihrem ursprünglich erlernten Beruf: Anni Lenz ist Goldschmiedin. In Afrika freilich sei sie nicht nur in diesem Kunsthandwerk tätig gewesen, sondern habe sich am Konservatorium auch mit dem Saxophon vertraut gemacht und dann damit auf der Bühne gestanden.
In ihrer Wahlheimat schließlich hat sie noch Kunst studiert - und widmet sich seit längerer Zeit nur noch ihr und der Musik. Sie versteht es, die Erwachsenen zu begeistern und auch die Kinder. Der siebenjährigen Maxie jedenfalls hat "Hänschen klein goes Jazz" sehr gefallen. "Das würde ich mir nochmal ansehen."
"Hänschen klein goes Jazz" gibt es wieder am 1. August um 15 Uhr und am 2. August um 10 Uhr, "Nemo und die sieben Zwerge" am 2. August um 15 Uhr im nt-Hof.