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Pläne für Ortsumfahrung von Bruckdorf  Pläne für Ortsumfahrung von Bruckdorf : Anwohner-Widerstand gegen neue Straße

Von Dirk Skrzypczak 10.11.2019, 06:00
Die B6 zerschneidet Bruckdorf nahezu mittig von Ost nach West. Die Landesstraßenbaubehörde will die Ortsumgehung nördlich (das braune Feld rechts) führen und dann eine Gartenanlage queren, die beim Hochwasser 2013 überflutet wurde, nach wie vor aber noch teilweise genutzt wird.
Die B6 zerschneidet Bruckdorf nahezu mittig von Ost nach West. Die Landesstraßenbaubehörde will die Ortsumgehung nördlich (das braune Feld rechts) führen und dann eine Gartenanlage queren, die beim Hochwasser 2013 überflutet wurde, nach wie vor aber noch teilweise genutzt wird. Steffen Schellhorn

Halle (Saale) - Halles Stadtteil Bruckdorf soll bis 2030 eine Ortsumgehung für die B 6 erhalten. Doch in Bruckdorf wächst der Widerstand gegen die Vorzugsvariante der Landesstraßenbaubehörde (LSBB). Sie favorisiert eine rund 1,7 Kilometer lange Trasse nördlich des Ortes, die im Bereich der Gießerstraße allerdings mitten durch eine Baulücke stoßen und damit sehr nah an Wohnhäusern vorbeiführen würde.

„Das erste Gebäude wäre nur 20 Meter entfernt. Das ist ein Unding. Wir brauchen eine Umgehung, die den Namen verdient und nicht den Ort in zwei Hälften schneidet“, sagt Patrick Hilprecht. Mit anderen Bruckdorfern sowie Vertretern aus der Wirtschaft will er einen Verein gründen, um die Nordvariante zu verhindern. „Eine weiträumige Umfahrung im Süden wäre besser.“

 
Die Umfahrung in Bruckdorf. (Kamera: Matthias Lochmann, Schnitt: Matthias Lochmann)

Das sagt die Landesbehörde

Dass die Stimmung aufgeheizt ist, hatte Peter Lotze, Chef im Fachbereich Planung und Entwurf in der LSBB, bereits auf einer Bürgerversammlung zu spüren bekommen. In der Halle Messe hatte Lotze die Ergebnisse der Voruntersuchung präsentiert. „Wir sind unvoreingenommen in die Planung gegangen und arbeiten nach festen Kriterien, die alle einzeln betrachtet werden. Zum Schluss ergibt sich daraus das Gesamtbild“, sagt Lotze.

2018 hatten die Untersuchungen in und um Bruckdorf begonnen und 18 Monate gedauert. Dabei befassten sich Ingenieure und Planer mit mehreren möglichen Varianten. Drei von ihnen schafften es in die engere Wahl: besagte Nordvariante sowie zwei denkbare Korridore im Süden, zwei und 2,4 Kilometer lang. „Unser Auftrag ist es übrigens nicht, die Ortsdurchfahrt zu entlasten, sondern das Fernstraßennetz des Bundes leistungsfähig auszubauen“, sagt Lotze.

„Die Nordvariante schneidet erheblich besser ab“

Der Schwerlastverkehr werde sich von derzeit durchschnittlich 770 Lkw auf prognostizierte 1.400 Brummis im nächsten Jahrzehnt nahezu verdoppeln. „Betrachtet man den Aspekt Verkehr nur isoliert für sich, würden alle drei Varianten ihren Sinn erfüllen.“ Warum die LSBB die Linienführung im Norden jetzt weiterbetrachten will, sei der Umweltverträglichkeit geschuldet.

„Die Nordvariante schneidet erheblich besser ab als die Umgehungen im Süden. Das ist, wenn alle anderen Hauptkriterien nahezu identisch sind, ein entscheidendes Argument“, sagt Lotze. Die Baukosten würden bei der Nordtrasse bei geschätzten 23 Millionen Euro liegen. Die beiden Südumfahrungen wären nach derzeitigem Stand jeweils etwa eine Million Euro günstiger.

Viele Schwierigkeiten

„Ich weiß, dass das Thema Umwelt mitunter den betroffenen Anwohnern schwer zu vermitteln ist, weil sie das Gefühl haben, dass der Mensch auf der Strecke bleibt“, sagt Lotze. Im Süden müsste man aber erheblich in die Aue des Flüsschens Reide mit geschützten Naturräumen eingreifen und Altbergbaugebiete queren. „Das würde uns vor große Schwierigkeiten stellen.“

Schwierigkeiten gibt es aber auch im Norden zur Genüge. Neben den Anwohnern ist auch ein Unternehmen betroffen, das unmittelbar an der B6 liegt und über dessen Grundstück die Umgehung gebaut werden soll. Derzeit steht dort eine Lagerhalle. „Wir befinden uns in einem frühen Stadium. Bislang haben wir grob geplant. Die Detailarbeit folgt jetzt und wird Jahre dauern“, sagt Lotze.

Man werde das Gespräch mit Betroffenen suchen und Lösungsvorschläge unterbreiten. „Dazu gehört, dass wir der Firma Alternativen anbieten müssen.“ Die neue B6 soll weitgehend über einen Damm und eine Brücke verlaufen. Die Bürgerinitiative zeigt sich dialogbereit, bleibt in der Sache selbst zum jetzigen Zeitpunkt aber hart. Man sei für die Ortsumgehung. Aber nicht im Norden. (mz)

An einem durchschnittlichen Tag fahren auf der B 6 etwa 16.000 Fahrzeuge durch Bruckdorf, darunter 770 Lastkraftwagen.
An einem durchschnittlichen Tag fahren auf der B 6 etwa 16.000 Fahrzeuge durch Bruckdorf, darunter 770 Lastkraftwagen.
Silvio Kison