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Petersberg Petersberg: Stiftskirche wird zur Baustelle

Von kornelia privenau 01.08.2013, 20:26
Bauleiter Martin Degenhardt zeigt das mittelalterliche Tonnengewölbe.
Bauleiter Martin Degenhardt zeigt das mittelalterliche Tonnengewölbe. thomas meinicke Lizenz

petersberg/MZ - Die Klosterkirche auf dem Petersberg ist vom Verfall bedroht. Wie der Prior der Christusbruderschaft, Bruder Johannes Wohlgemuth, sagt, sind die Schäden am Bau besorgniserregend. Beinahe alle Teile des Gebäudes seien betroffen. „Wenn es lange regnet, haben wir große Pfützen in der Kirche“, so der Prior. Schädlinge haben die Holzteile befallen, Schwamm macht sich breit und weicht die Substanz förmlich auf. Eile ist also geboten, wenn die berühmte Stiftskirche in Hanglage, zu der das Kloster und sein neues Bruderhaus gehören, gerettet werden soll.

Der Rettung verschrieben hat sich auch die Kirchliche Stiftung Petersberg. Deren Vorsitzender Jochen Heyroth sagt, es sind vier Bauabschnitte notwendig, um die schlimmsten Schäden an verschiedenen Teilen der Kirche zu reparieren. Mit ins Boot geholt habe man sich ein Ingenieurbüro aus Beelitz. Bauleiter ist Martin Degenhardt, der die Dringlichkeit der Arbeiten unterstreicht. „Vorab hat es eine Hightech-Untersuchung des großen Baues gegeben, um nichts zu übersehen und vor allem das wahre Ausmaß der Schäden festzustellen“, sagt Degenhardt. Morsche Holzbalken müssen zum Teil ausgetauscht, restauriert und im Kirchenschiff von krebserregenden Stoffen befreit werden. Ein Restaurator bekommt hier ein großes Betätigungsfeld. Die gesamte Bautätigkeit wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen.

In dieser Woche haben Bauleute aus Neustrelitz die bis zu 13 Meter hohen Gerüste im Kirchenschiff und für die Dacharbeiten aufgestellt. Bruder Johannes sagt: „Das Gerüst in der Kirche wird auf Schienen montiert. Damit ist gewährleistet, dass Platz für Gottesdienst- und Veranstaltungsbesucher sein wird.“ Das Gerüst im Kirchgarten steht bereits, so dass gleichzeitig mit den Dacharbeiten außen und den Deckenarbeiten innen begonnen werden kann. Für die Rettung der Stiftskirche ist viel Geld nötig. Heyroth: „Wir hatten wegen der kulturgeschichtlichen Bedeutung des einstigen Augustiner Chorherrenstiftes das Glück, in die europäische Förderung zu kommen.“ So werden die voraussichtlich 165 000 Euro teuren Arbeiten im Kirchenschiff zu 35 Prozent durch das europäische Leader-Programm gefördert. Auch die Evangelische Landeskirche steuere Mittel bei, ebenso wie die Kirchliche Stiftung Petersberg und Kiba, die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland.

Gefördert werde auch ein zweites Bauvorhaben, das im Oktober abgeschlossen wird. Archäologen hatten vor Jahren, als das neue Brüderhaus gebaut wurde, ein mittelalterliches Tonnengewölbe entdeckt. 150 000 Euro koste die Sanierung des Gewölbes, das begehbar gemacht wird. Auf acht mal drei Metern entsteht ein Raum der Besinnung und Begegnung für Besucher. Mehr noch. Eine Treppe im neuen Brüderhaus führt bereits hinab ins Gewölbe und kann kann im Notfall als Fluchtweg genutzt werden.

Seinem Ursprung nach, so vermuten die Christusbrüder, lagerten die Mönche im Mittelalter in diesem Porphyrbau ihre Vorräte. Bereits damals habe ein dreieinhalbstöckiges Haus über der Tonne gestanden. Derzeit schaffen Bauleute den Zugang von außen. Heizung, Stromanschluss und eine neue Giebelwand gibt es schon. 50 Prozent der Kosten fürs Gewölbe werden gefördert. „Wir sind für das gesamte Projekt auch auf Spenden angewiesen“, erklärt Jochen Heyroth weiter.

Telefon: Weitere Infos zum Projekt unter Tel. 034606/2 04 09