Personalnotstand bei Saalkreis-Rettern
Saalkreis/MZ. - Kreisbrandmeister Ralf-Reiner Herrmann aus Peißen hat die Situation längst erkannt und auf der jüngsten Zusammenkunft mit den Wehrleitern erörtert. "In den Jugendfeuerwehren sind zurzeit 527 Mitglieder gemeldet", so Herrmann. "Das ist zwar eine ganze Menge", ergänzt er, "aber Mitte der 90er Jahre waren es noch rund 1 000." Allein in den Jahren von 2002 bis 2005 haben rund 250 Jugendliche die Feuerwehren verlassen. "Entweder haben sie selbst einen Ausbildungsplatz bekommen, der nicht am Heimatort ist, oder die Eltern mussten wegen eines Jobs umziehen", schätzt der Feuerwehrchef ein. "Der Trend ist Besorgnis erregend. Wir müssen reagieren." In etwa fünf Jahren könne es zu ernsten Engpässen kommen: "Dann beenden die heute 60-Jährigen ihren aktiven Dienst, aber der Nachwuchs fehlt", sagt Herrmann. Vor allem beim kräftezehrenden Einsatz von Atemschutzgeräten könnte es dann zu enormen Engpässen kommen.
"Wir merken schon jetzt, dass einzelne Ortsfeuerwehren tagsüber nicht mehr einsatzbereit sind", so der Kreisbrandmeister. Um dem entgegenzuwirken, würden im Alarmfall die jeweils benachbarten Wehren mit ausrücken. Aber das landesweit einmalige Pilotprojekt, dass arbeitslose Feuerwehrleute werktags einzelne Stützpunkte besetzen könnten (die MZ berichtete), ist vom Tisch. Herrmann: "Die Idee fanden alle gut. Aber sie ist an der Finanzierung gescheitert."
"Wir müssen mittelfristig eine Lösung finden", fordert Herrmann. Allein könnten das die Feuerwehren allerdings kaum schaffen. Vielmehr seien auch gesellschaftliche Lösungen gefragt. "Wer traut sich schon bei Alarm den Arbeitsplatz zu verlassen und so eine Kündigung zu riskieren?"
Im Saalkreis gibt es derzeit 1 450 Einsatzkräfte in 70 Feuerwehren. Zu 686 Alarmen mussten sie im Jahr 2005 ausrücken. Immer öfter sind es schwere Unfälle, mit denen sich die Feuerwehrleute beschäftigen müssen und die auch bei den Rettern seelische Spuren hinterlassen. Genau 432 Mal war das im vergangenen Jahr der Fall.