Paulusviertel Halle Paulusviertel Halle: Protest gegen Neubaupläne im Paulusviertel

Halle (Saale) - Eigentlich sollte es ein geräuschloser Ringtausch im Paulusviertel sein. Die Stadt plant, das alte Kreiswehrersatzamt in der Albert-Schweitzer-Straße 40 durch die Hallesche Wohnungsgesellschaft (HWG) kaufen zu lassen und anschließend für das Jugendamt zu mieten. Dafür soll das Gebäude in der Schopenhauer Straße 4 leergezogen und für eine Sanierung samt Neubau an die HWG verkauft werden. Doch jetzt regt sich im Paulusviertel dagegen Widerstand. Vor allem der geplante Neubau auf der Grünfläche neben der Schopenhauer Straße ist umstritten. „Die darf auf gar keinen Fall wegfallen. Dagegen werden wir uns massiv wehren“, sagte die Sprecherin der Bürgerinitiative Pauluspark und Stadträtin der Mitbürger Yvonne Winkler.
Protest gegen weiteren Neubau
Ihre Fraktion hat jetzt zusammen mit den Grünen einen entsprechenden Antrag in den Stadtrat eingebracht. Darin wird gefordert, dass das Gebäude des Jugendamtes in der Schopenhauerstraße samt Freifläche nur verkauft werden darf, wenn die Grünanlage weiterhin öffentlich zugänglich bleibt. „Wir wollen verhindern, dass die HWG da noch einen Neubau hinsetzt“, sagte Christian Feigl (Grüne). Das war bei der Sanierung des Regierungspräsidiums in der Willy-Lohmann-Straße der jahrelange Streitpunkt gewesen.
Sollte der Stadtrat in seiner Sitzung am 27. Mai diesem Antrag folgen, hätte das gravierende Folgen für die Verkaufspläne der Stadt. Denn dadurch könnte sich der Kauf für die HWG wirtschaftlich nicht mehr lohnen, da sich die Investitionen in die Sanierung des Gebäudes ohne Neubau auf der angrenzenden Grünfläche nicht rechnen würden. Dabei knirscht es ohnehin schon bei den Verkaufsverhandlungen zwischen der HWG und der Stadt. Die Wohnungsgesellschaft will den von der Verwaltung geforderten Preis in Höhe von 3,5 Millionen Euro nicht zahlen. Die HWG schätzt den Wert des Gebäudes samt Grundstück dagegen laut eines Gutachtens für die Stadt auf rund zwei Millionen Euro ein. „Das ist aus unserer Sicht eindeutig mehr wert“, sagte Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) auf MZ-Anfrage.
Halle auf Kaufpreis angewiesen
Die Stadt ist auf den vollen Kaufpreis von 3,5 Millionen Euro dringend angewiesen. Das Geld ist im Haushalt schon für eine wichtige Investition verplant. Damit soll der Kantinenneubau am Giebichenstein-Gymnasium finanziert werden, der zum Schuljahr 2017/18 fertig sein soll. OB Wiegand bringt daher noch eine andere Variante ins Gespräch. „Wenn wir uns mit der HWG nicht verständigen können, ist auch eine andere Variante - beispielsweise ein Verkauf an einen Privaten - denkbar“, sagte er.
Auch beim anderen Ende des Ringtausches - dem Kauf des Kreiswehrersatzamtes für 1,6 Millionen Euro durch die HWG - hakt es im Moment. Denn noch ist der Vertrag mit dem Bund, dem die Immobilie gehört, nicht abgeschlossen. Der hat jetzt eine Frist bis zum 30. Juni gesetzt. Bis dahin müssen sich Stadt und HWG entschieden haben, das Gebäude zu kaufen. Ansonsten könnte es auch anderweitig veräußert werden.
So hat sich beispielsweise schon die Landesregierung nach MZ-Informationen in Sachen Kreiswehrersatzamt erkundigt. Geprüft wurde, ob dort die zweite zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, die im Moment gesucht wird, untergebracht werden könnte. Diese Pläne sind zunächst verworfen worden, weil das Gebäude nur Platz für 350 und nicht für 500 Flüchtlinge bietet. (mz)