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Parken Parken: Halle ist Abschlepp-Hauptstadt

Von michael falgowski 18.09.2012, 19:29

Halle (Saale)/MZ. - In Sachsen-Anhalt ist es ein einsamer Rekord: Im vergangenen Jahr wurden in Halle sage und schreibe 1 624 Fahrzeuge abgeschleppt. Die Leute vom hiesigen Ordnungsamt handelten damit sehr viel rascher und entschlossener als ihre Kollegen in Magdeburg. Dort wurden nur 438 Autos beiseite geräumt. Und in Dessau-Roßlau gab es gerade mal 38 abgeschleppte Fahrzeuge.

Wo in Halle die meisten Fahrzeuge abgeschleppt werden, darüber führt die Kommune angeblich keine Statistik. Bekannte "Fallen" sind aber der Kellnerstraßen-Block am Hallmarkt oder auch die Parkfläche an der Saline.

37 Politessen sind unterwegs

Fest steht, dass eine ganze Menge Personal nötig ist, um solche "Abschlusszahlen" zu erreichen: Zur Überwachung des ruhenden Verkehrs sind im Stadtgebiet 37 Politessen unterwegs. Sie ordnen auch die "Abschleppmaßnahmen" an. Zum Vergleich: In der Landeshauptstadt sind gerade mal zwölf Politessen unterwegs. Wie aus dem Ordnungsamt zu erfahren war, sind zudem 18 "Vollzugsbeamte" des Stadtordnungsdienstes berechtigt, bei Gefahrensituationen den Abschleppwagen zu rufen. Und wenn es ganz eilig ist, wird auch die Polizei aktiv. Sagenhafte 1 624 "verbrachte" Autos in Halle - woher dieser Eifer? Den Verdacht, dass die Rathausbediensteten ein Kopfgeld bekommen, verweist das Ordnungsamt ins Reich der Legende. Das stimme nicht. Fakt ist aber: "Ob eine Abschleppmaßnahme eingeleitet wird, ist immer eine Ermessensentscheidung der Vollzugsbeamten vor Ort", heißt es zu diesem Thema aus dem Ordnungsamt.

49 000 Euro für die Stadt

Doch teuer wird das Abschleppen allemal - für den Besitzer. In Halle muss der Autofahrer, dessen Fahrzeug plötzlich verschwunden, aber eben nicht gestohlen ist, sein Auto mit 119 Euro auslösen. Hinzu kommen 30 Euro Verwaltungsgebühr. "Bei einem Widerspruchs- und Klageverfahren entstehen je nach Verwaltungsaufwand weitere Gebühren. Zusätzlich fällt in der Regel noch ein Verwarn- oder Bußgeld an", teilt die Stadt mit. Macht ohne Bußgeld also 149 Euro. Damit ist man im Land erneut ganz weit vorn. 88 Euro kostet das Abschleppen dagegen in Stendal und 77 Euro in Zerbst. Bei der Höhe der Gebühren ist hingegen mal Magdeburg mit 178 Euro Spitzenreiter. Bei 1 624 Autos dürften im vergangenen Jahr rund 49 000 Euro Gebühren in die hallesche Stadtkasse geflossen sein. Und rund 194 000 Euro dürften die beauftragten Abschleppfirmen von den Autobesitzern, die so doppelt zahlen, bekommen haben.

Vier Abschleppfirmen beteiligt

Vier sind es in Halle. Die städtischen Abschlepp-Aufträge werden übrigens immer für ein Jahr ausgeschrieben. Das wirtschaftlichste Angebot erhalte dabei den Zuschlag, heißt es. Derzeit ist eine Bietergemeinschaft, bestehend aus den vier Abschleppfirmen, vertraglich mit dieser Aufgabe beauftragt. Insgesamt ist das Abschleppen aber immer noch eine verhältnismäßig geringe Einnahmequelle für die Stadt - verglichen mit den insgesamt 108 973 "Knöllchen", die im vorigen Jahr bei der Überwachung des ruhenden Verkehrs verteilt worden sind. Damit hat es insgesamt 1,58 Millionen Euro Verwarn- und Bußgelder in die Stadtkasse gespült.

Nicht auf eigene Faust - noch nicht?

Wenigstens - das könnte ein Trost für die Autofahrer sein - wird wohl noch nicht überlegt, Firmen zu beauftragen, auf eigene Faust abzuschleppen. In Magdeburg gibt's das schon.