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Osmünder Spritze als Europa-Projekt

Von RALF BÖHME 08.01.2009, 18:18

KABELSKETAL/MZ. - Inzwischen haben die Osmünder mit Unterstützung von Bürgermeister Kurt Hambacher (parteilos) erste Verbündete ins Boot geholt. Aktive Teilnehmer, sagte Vereinsvorsitzender Ingolf Brömme, kommen aus Finnland, Frankreich und der Türkei. Interesse habe das Vorhaben aber auch in Litauen, Italien und Slowenien gefunden. Unverzichtbare finanzielle Unterstützung gewährt das Ressort "Bildung und Kultur" der EU in Brüssel. Als Koordinatorin der Aktivitäten dient die Agentur "Wisamar" in Leipzig.

Aus Sicht der EU-Experten, die das Projekt begleiten, tragen Vereine bereits viel zur Lebensqualität auf dem Lande bei. Nur wisse man vielerorts nicht, mit welchen Schwierigkeiten der Nachbar kämpfe oder was er bereits auf die Beine gestellt habe. Mit einer Vernetzung, auch über Ländergrenzen hinaus, könne Beispielhaftes auch anderswo einen Schub im Ehrenamt auslösen.

Diese Erkenntnis ist das Resultat eines ersten Initiativtreffens vor wenigen Tagen in Kabelsketal. Brömme, der dabei die "Osmünder Spritze" vorstellte, meint: "Entscheidend ist, dass ein Verein niemanden abweist und für alle da ist." Ob jung oder alt, arm oder wohlhabend - jeder könne sein jeweils Bestes einbringen.

Schlagender Beweis für dieses Erfolgsrezept sei für ihn das alljährliche Appelsfest-Spektakel auf dem Dorfplatz, das hunderte Akteure und tausende Besucher begeistere. Wer sich ins Programm einbringen oder es auch nur erleben will, sei willkommen. "Der Eintritt ist und bleibt kostenlos", hebt Brömme hervor.

Einzelheiten über das Osmünder Modell wollen unter anderem die Mitstreiter aus dem französischen Überseegebiet, auf der Insel La Réunion, erfahren. Ihr Sprecher Harry Malet zufolge suche man nach einer optimalen Verknüpfung von Bildung, Tourismus und wirtschaftlicher Entwicklung. So wie Osmünde mit seinem typischen Rübenschnaps wirbt, sollten die Inseldörfer sich über ihre unverwechselbaren Produkte definieren.

Lauri Ahonen von der Universität Helsinki, wo man an einem Weiterbildungsprogramm arbeitet, sieht in dem Projekt "Lernpartnerschaft" den ersten Praxistest. Ihm schwebt ein Workshop für ehrenamtliche Führungskräfte vor, der neben rechtlichen Fragen auch psychologische und wirtschaftliche Aspekte behandeln soll. Diese Offerte könnte, sobald sie ausgereift und modifiziert ist, europaweit nachgenutzt werden. Vorläufig ungeklärt ist das Problem der damit verbundenen Kosten.

Aus diesem Grund soll das nächste Treffen noch in diesem Frühjahr - voraussichtlich im April - in Finnland stattfinden, bestätigte Sabine Röhrig-Mahou von der "Wisamar"-Agentur". Dazu werden auch wieder Simten Birsöz und Nurhayat Sütlü aus der Region Bartin in der Türkei erwartet, die sich in ihrer Heimat für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Vereinstätigkeit stark machen.